Eine sei, dass genug Kapital und genug Liquidität zwar wichtig seien, es brauche zusätzlich aber «gute Unternehmensführung», sagte sie in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen (Samstagsausgabe). «Governance, Geschäftsmodell und Risikokultur sind entscheidend.»
Das sei auch einer der Gründe, warum die Finma mehr eigene Vor-Ort-Kontrollen durchführen wolle. «Stressszenarien und Kennzahlen sind wichtig, aber wenn es um Risikokultur, Governance und Geschäftsmodell geht, muss man tiefer gehen. Vor Ort kann man das viel besser und detaillierter beurteilen.»
Amstad widerholte ausserdem ihre Forderung nach einem «vollständigen Werkzeugkasten auch für zukünftige, neu gelagerte Krisen.» Die Finma wolle aber nicht einfach mehr Regeln, sondern dass Regelverstösse auch stärkere Konsequenzen hätten.
Als Beispiel nannte sie die von der Finma geforderte Enforcement-Transparenz. «Wir wollen Kunden, Investoren und Mitarbeiter über nachgewiesene Regelverletzungen, also abgeschlossene Enforcement-
Verfahren, in der Regel öffentlich informieren dürfen. Das lässt das Gesetz heute nicht zu.» Im vergangenen Jahr etwa habe die Finma 38 Enforcement-Verfahren abgeschlossen, aber nur fünf Fälle publik machen dürfen.
Zur Kontroverse um schärfere Kapitalvorschriften meinte die Finma-Präsidentin: «In der Tat sehen viele Banken in ruhigen Zeiten die Reservebildung nur als Kostenfaktor.» Nun müsse der Gesetzgeber entscheiden.
Ihrer Meinung nach sollte grundsätzlich Eigenkapital nicht teilweise fremdfinanziert sein. «Dieser Grundsatz sollte unseres Erachtens auch für die Tochtergesellschaften einer Grossbank gelten», so Amstad. Und eine zweite Forderung: «Falls der Gesetzgeber entscheidet, dass Tochtergesellschaften im Ausland mehr Kapital halten müssen, sollten vorrangig deren Geschäftsaktivitäten betroffen sein.»
(AWP)