Investoren seien derzeit hin- und hergerissen zwischen der Sorge, einen guten Einstiegspunkt womöglich zu verpassen und der Sorge, dass sich die deutlichen Avancen der letzten Tage als Bullenfalle entpuppen. Dass der Markt nach wie vor noch nicht im Entspannungsmodus ist, sieht man auch bei der weiterhin hohen Volatilität und auch am Devisenmarkt, wo sichere Häfen wie der Franken oder auch der japanische Yen weiter gefragt sind. Einstimmig heisst es von Experten, dass vor allem die Infektionszahlen in den kommenden Tagen das weiter beherrschende Thema für die Märkte sein werden. "Noch kann keiner die Frage beantworten, wie stark das Virus die Wirtschaft am Ende tatsächlich treffen wird. Die weltweit geschnürten Hilfspakete dämpfen den Absturz zwar, verhindern können sie ihn aber nicht", kommentiert ein Börsianer.

Der SMI verliert gegen 11.15 Uhr 2,21 Prozent auf 9'000,20 Punkte. Auf Wochensicht ist er aktuell auf gutem Weg, ein Wochenplus von mehr als 4 Prozent zu erreichen. Alleine von Dienstag bis Donnerstag war das Barometer um mehr als 12 Prozent gestiegen.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 2,24 Prozent auf 1'327,83 und der breite SPI um 1,95 Prozent auf 10'929,33 Zähler. Von den 30 SLI-Werten fallen 27 und drei notieren fester.

Auch Charttechniker betonen, dass es in den kommenden Wochen weiter volatil am Aktienmarkt zugehen dürfte. So bewegt sich der SMI seit einiger Zeit bereits in einer Spanne von 8'400 bis 9'200 Punkten auf und ab. Die Frage ist nun, ob es ihm gelingt, nach oben auszubrechen und sich dort zu behaupten.

Auf den Kurstafeln sind einmal mehr die Aktien der beiden Grossbanken CS (-4,3%) und UBS (-2,7%) unter den grössten Verlieren zu finden. Trotz aller Hilfsmassnahmen von Regierung und Notenbank bleiben die Sorgen bestehen, dass gerade Banken besonders stark unter der aktuellen Situation leiden.

Deutlich abwärts geht es auch für die Aktien von Sonova (-3,5%). Obwohl der Hersteller von Hörsystemen am Vortag noch trotz gesenkter Prognosen deutliche Avancen gesehen hat, geht es nun mit der generellen Zurückhaltung abwärts.

Die Prognose ganz aufgegeben hat der Baustoffkonzern LafargeHolcim (-3,0%) - und fliegt damit aus den Depots. Die im Februar gegebene Guidance sei aufgrund der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie zunehmend unrealistisch geworden, erklärte der Konzern. Analysten zeigen sich in ihren ersten Reaktionen allerdings kaum überrascht von dem Schritt.

Verschnupft werden auch die jüngsten Analystenkommentare zum Warenprüfkonzern SGS (-3,8%) und Kühne + Nagel (-2,8%) aufgenommen. In beiden Fällen betonen die Experten die unsicheren Aussichten, die nicht zuletzt angesichts der unterbrochenen Lieferketten für die Gewinnentwicklung der verschiedenen Branchen entstehen.

Die überschaubare Gewinnerliste wird von den ohnehin volatilen AMS-Aktien mit einem Kursplus von 3,7 Prozent angeführt. Mit Vifor (+1,2%) und Lonza (+0,4%) greifen Investoren noch bei zwei weniger konjunktursensiblen Titeln zu. Lonza sind aktuell der einzige Blue Chip, bei dem seit Jahresbeginn ein Kursplus zu Buche steht.

Im breiten Markt machen sich ebenfalls verschiedene Analystenkommentare bemerkbar. So hat Berenberg in verschiedenen Branchenstudien die Kursziele etwa für einige Industrieunternehmen wie SFS Group (-2,7%) oder Bucher (-2,0%), aber auch den Telekomkonzern Sunrise (-2,7%) gesenkt.

hr/ra

(AWP)