Ob das lang ersehnte Jahresendrally eingeleitet wurde, bleibt abzuwarten. Ein wichtiger Faktor ist die Europäische Zentralbank. Nach dem Nein beim Italien-Referendum und der Furcht vor einer neuen Euro-Krise gilt es als ausgemachte Sache, dass sie das Anleihe-Kaufprogramm an ihrer morgigen Sitzung über den März 2017 hinaus verlängert, was sich wiederum positiv auf die Aktienkurse auch hierzulande auswirken dürfte. Mit Blick auf die heutige Agenda zeichnet sich ein eher ruhiger Handelstag ab. Hierzulande stehen die Aktien der Credit Suisse aufgrund des am Berichtstag stattfindenden Investorentags im Fokus.
Der Swiss Market Index (SMI) gewinnt um 9.30 Uhr 0,38% auf 7'942,72 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legt 0,63% auf 1'276,95 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,37% auf 8'686,72. Von den 30 wichtigsten Titeln stehen 22 im Plus, sieben im Minus und der schwergewichtige Roche-Bon unverändert.
Einen guten Start haben Credit Suisse erwischt, die aktuell mit +4,0% die stärksten Blue Chips sind. Die Grossbank hat anlässlich des Investorentags zwar einen Teil der Mittelfristziele in den Kernbereichen gesenkt. Analysten hatten aufgrund des schwierigeren Umfelds allerdings mit einem solchen Schritt gerechnet. Gut voran kommt CEO Tidjane Thiam hingegen mit den Sparmassnahmen im laufenden Jahr. Die angestrebten Netto-Einsparungen von 1,6 Mrd CHF im laufenden Jahr dürften übertroffen werden, so die Bank. Auch bezüglich Personalabbau ist die Credit Suisse schneller unterwegs als geplant. Die vor einem Jahr angestossene Strategie funktioniere, und ab 2018 würden die Früchte der Massnahmen erwartet, hiess es.
Die Titel der Konkurrentin UBS gewinnen 1,1%. Am Vortag hatten beide Grossbanken-Aktien je über 4% zugelegt. Schub hatten Zinshoffnungen in den USA gegeben, von denen sich Anleger höhere Transaktionen und damit höhere Einnahmen im Wealth Management in Amerika erhofften, wie es hiess.
Weitere Finanzwerte wie Julius Bär (+1,6%), Zurich Insurance (+1,5%) und Swiss Re (+0,7%) schneiden überdurchschnittlich ab. Für die beiden letzteren hat RBC die Einstufung erhöht.
Im Blick sind auch Galenica mit Aufschlägen von 2,3%. Der Gesundheitskonzern hat positive Studienresultate zu seinem wichtigen Eisenpräparat Ferinject vorgelegt. Daneben hat die UBS für die Aktie eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Die beiden Medikamente Veltassa und Ferinject würden unterschätzt, so die Meinung der zuständigen Analysten. Galenica gehören auf Jahressicht zu den grössten Verlierern unter den hiesigen Blue Chips.
Im Segment der Zykliker stehen die Aktie des Uhren- und Luxusgüterherstellers Swatch mit +1,7% in Front. Verstärkt nachgefragt werden auch Adecco (+1,5%), LafargeHolcim (+1,3%), Richemont (+1,2%) und ABB (+1,0%).
Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (+0,2%) und Roche (unv.) entwickeln sich unterdurchschnittlich, hatten sich im vorbörslichen Geschäft nach der Vorlage positiver Daten zu Medikamenten allerdings noch stark gezeigt. Roche erhielt von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für das Medikament Avastin in Kombination mit einer Chemotherapie für einen spezifischen Typ von fortgeschrittenem Eierstockkrebs. Novartis wiederum erhielt für sein Augenheilmittel Lucentis die EU-Zulassung für weitere Indikationen. Nestlé (-0,4%) als drittes Schwergewicht im Bunde fällt nachrichtenlos etwas deutlicher zurück.
Grösste Verlierer sind Actelion mit -2,3%, was in Händlerkreisen auf Gewinnmitnahmen und eine technische Gegenreaktion zurückgeführt wird. Am Vortag hatte der Titel dank neuen Übernahmegerüchten um knapp 4% zugelegt. Seit vor wenigen Wochen die Gerüchte hochkochten legte die bislang Aktie rund 40% zu.
Im breiten Markt stechen Meyer Burger mit Kursverlusten von 54% auf 1,13 CHF ins Auge. Der Grund ist technischer Natur: Der Titel wird am Berichtstag ohne Bezugsrechte gehandelt. Davon unabhängig hat das Unternehmen einen weiteren Investor gefunden, der sich im Rahmen der laufenden Kapitalerhöhung zur Übernahme von Aktien verpflichtet hat.
Schwächer notieren u.a. Comet (-0,3%) nach Bekanntgabe eines CEO-Wechsels. Bei den Gewinnern fallen SHL nachrichtenlos mit Aufschlägen von 5,7% auf.
cp/tp
(AWP)