Laut Händlern schöpfen Investoren angesichts der sich abzeichnenden ersten Lockerungen nach dem Lockdown etwas Hoffnung, dass sich das Leben schrittweise wieder etwas normalisiere. Dem stehen allerdings warnende Stimmen gegenüber, die betonen, dass die Marktteilnehmer sicher noch auf einige Zeit mit teilweise schockierend schlechten Wirtschaftsdaten leben müssen. Dabei seien die Erwartungen zwar bereits recht niedrig, allerdings hätten am Vortag die US-Detailhandelsdaten gezeigt, dass es dennoch zu Schocks kommen kann. Entsprechend gespannt warten Anleger auf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA.

Der SMI gewinnt gegen 11.15 Uhr 1,20 Prozent auf 9'432,24 Punkte hinzu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Akten enthalten sind, steigt um 1,06 Prozent auf 1'369,60 Zähler und der breit gefasste SPI um 1,19 Prozent auf 11'592,86 Zähler. Von den 30 SLI-Titel gewinnen 26 hinzu, während 4 nachgeben.

Dass Investoren aber nach wie vor auch nach sicheren Häfen suchen, zeigt der anhaltend starke Franken. So notiert das Euro/Franken-Paar mit Kursen von 1,0521 Franken nur leicht oberhalb des Tiefs vom Dienstag, als das Paar bis auf 1,0509 Franken gefallen war. Bei der UBS gehen die Devisenexperten in einem aktuellen Kommentar davon aus, dass das Paar bis zum Ende des 2. Quartals gar noch bis auf 1,04 Franken sinken dürfte. Allerdings rechnen die Experten auch damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Halbjahr von ihrem Tiefschlag erholen wird und damit die Nachfrage nach sicheren Anlagen sinken sollte.

Mittlerweile setzt sich auch auf Aktienseite eine stärkere Suche nach weniger konjunkturabhängigen Titeln durch. Zwar halten sich AMS mit +4,1 Prozent auch weiter an der Spitze der Blue Chips. Mittlerweile haben sich aber mit Sonova, Novartis, Roche, Givaudan und Vifor sämtliche Vertreter der defensiven Gesundheits- und Nahrungsmittelbranche mit überdurchschnittlichen Aufschlägen dazugesellt. Nicht zuletzt die Kursgewinne der beiden Pharma-Schwergewichte von 2,1 bzw. 1,9 Prozent stützen denn auch den Gesamtmarkt.

Neben AMS sind an diesem Handelstag aber auch im breiten Markt vor allem Halbleiterwerte stark gefragt. So verteuern sich VAT um 8,1 Prozent und Inficon um 4,6 Prozent. Händler begründen dies mit dem taiwanesischen Chiphersteller TSMC, der die Corona-Krise im ersten Quartal nur wenig zu spüren bekommen hat. VAT profitiert zusätzlich von den eigenen Zahlen zum ersten Quartal. Dabei hat das Unternehmen vor allem mit dem Auftragseingang die Erwartungen deutlich geschlagen.

Im Minus notieren dagegen mittlerweile erneut die Aktien der beiden Grossbanken CS (-1,3%) und UBS (-0,8%). Aber auch die Swiss Life (-0,1%) kommen zurück. Bei den Banken verweisen Marktteilnehmer einerseits auf eine Studie von ODDO BHF, in der beide Bankaktien auf Reduce gesenkt wurden. Zudem sind die US-Vorgaben schwach. Die US-Grossbanken Goldman Sachs, Bank of America (BofA), Citigroup und U.S. Bancorp haben am Mittwoch nach enttäuscht aufgenommenen Zahlen überwiegend stark verloren.

Zahlen hat es hierzulande zunächst aus den hinteren Reihen gegeben. Neben VAT hat auch der weltgrösste Schokoladenhersteller Barry Callebaut (-1,4%) über sein erstes Halbjahr berichtet. Barry habe vor allem mit seinem Volumenwachstum für das erste Halbjahr 2019/20 die Konsens-Schätzungen verfehlt.

Noch deutlicher fallen Zur Rose (-3,4%). Die Versandapotheke hatte vorbörslich für das erste Quartal 2020 zwar ein Umsatzwachstum oberhalb der Guidance vermeldet, dennoch wurden die Erwartungen teilweise verfehlt.

Ascom (+5,0%) und Tornos (+4,4%) hatten sich noch am Mittwochabend zum jüngsten Geschäftsverlauf zu Wort gemeldet.

hr/rw

(AWP)