Zu gross sei die Sorge vor erneut steigender Infektionszahlen mit dem Coronavirus, als dass die Börse weiter in die Höhe hätte klettern können, sagten Händler. Vor allem konjunkturabhängige Titel und Finanzaktien, die sich zuletzt gut erholen konnten, litten unter Gewinnmitnahmen. Die in verschiedenen Ländern eingeleiteten Lockerungen von Massnahmen sowie das schrittweise Hochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten, gäben der Börse aber nach wie vor Halt und Hoffnung auf eine rasche Erholung der Weltkonjunktur, hiess es.

Der SMI ging mit einem Plus von 0,25 Prozent auf 9'689,71 Punkten aus dem Geschäft, dies nachdem er etwa zu Handelshälfte im Tagestief bis auf 6'590 Stellen abgerutscht war. Der SLI, in dem die wichtigsten 30 Werte enthalten sind, gab leicht um 0,06 Prozent auf 1'413,50 Zähler nach, während der breite SPI 0,35 Prozent auf 12'078,87 Punkte hinzugewann. Im SLI standen am Ende zehn Gewinner zwanzig Verlierern gegenüber.

Zu Lockerungen von Pandemie-bedingten Massnahmen kam es auch in der Schweiz. Ab Wochenbeginn dürfen Geschäfte, Restaurants, Museen oder Bibliotheken wieder geöffnet haben, während auch die Kinder wieder zu Schule gehen dürfen. Zudem fahren die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs den Betrieb weiter hoch. Das stimme auch die Anleger zuversichtlich, jedoch sorge die Corona-Pandemie trotzdem weiterhin für wirtschaftliche Unsicherheit, hiess es.

Getragen wurde der Handel an der Schweizer Börse von den Schwergewichten Novartis (+1,2%), Roche (+1,0%) und Nestlé (+0,6%), die dem SMI kräftigen Rückenwind verliehen. Kursrelevante News gab es zu den Firmen keine. Für Trauer sorgte derweil der Tod des früheren Roche-Chefs Fritz Gerber, der vor allem in den Achtzigerjahren massgeblich am Aufstieg des Konzerns beteiligt war.

Noch deutlicher als die grossen Titel legten bei den Blue Chips nur Sonova (+2,5%) zu, auch das ohne News. Auf der Gegenseite wurden im österreichischen Chiphersteller AMS (-4,0%) zuletzt erzielte Kursgewinne ins Trockene gebracht.

Unter Druck standen am Berichtstag auch die Banken. Credit Suisse verloren 2,4 Prozent, Julius Bär 1,9 Prozent und UBS gaben um 1,4 Prozent nach. Händler verwiesen auf die Deutsche Bank, die ihren Kapitalpuffer mit der Emission einer eigenkapitalbezogenen Anleihe (Tier2) stärkt. Dies veranlasse die Anleger womöglich zu etwas mehr Zurückhaltung bei Banken.

Die Anteile von LafargeHolcim sackten um 1,5 Prozent ab. Der Verkauf des 85,7 Prozent-Anteils an Holcim Philippines an die San Miguel Corporation ist geplatzt. Dabei ging es um einen Wert von 1,84 Milliarden Dollar. Die Absage sei zwar nicht ganz überraschend, dennoch sei sie eine Enttäuschung, kommentierte ein Analyst.

Im Vorfeld der Vorlagen von Geschäftszahlen am Dienstag verloren Swiss Life (-0,9%), Logitech (-0,3%) und am breiten Markt Dufry (-3,5%) an Wert.

Dagegen stachen Aryzta mit einem Plus von 5,1 Prozent heraus. Der als aktivistisch geltende Fonds Veraison hatte die Beteiligung an dem angeschlagenen Backwarenhersteller auf 7,3 Prozent erhöht. Grosse Gewinne verzeichneten auch Pharmatitel wie Obseva (+13%), Idorsia (+6,8%) oder Relief Therapeutics (+6,2%).

Bobst gewannen 3,1 Prozent. Der Maschinenbauer hatte wegen der aktuellen Unsicherheiten auf dem Weltmarkt zwar die Finanzprognose für 2020 gestrichen. Bobst habe aber schon vor dem Ausbruch der Krise damit angefangen, sich zu reorganisieren und dürfte als Profiteur des Booms im Online-Handel dastehen, war zu hören.

mk/cf

(AWP)