Das wäre zwar "die grosse Keule", so ein Börsianer, doch waren die Blicke der Anleger zum Wochenschluss trotzdem bereits fest auf die Zinssitzung des Fed in der kommenden Woche gerichtet. Dass es im Sommer überhaupt zu mehreren Erholungsrallyes gekommen ist, bezeichnete ein anderer Marktkenner gar als "Wahnsinn". Die Hoffnungen auf die Kehrtwende, also auf ein Signal der Fed-Verantwortlichen, sie würden den Prozess der geldpolitischen Straffung bald beenden, sei bei der hohen Inflation völlig unrealistisch gewesen. "Da war der Wunsch der Vater des Gedankens", beschreibt er das vergangene Marktverhalten. Nun habe wieder mehr Realismus Einzug gehalten.

Der SMI verlor bis Börsenschluss schliesslich 1,27 Prozent auf 10'610,65 Punkte und schloss damit auf Tagestief. Das entspricht einem Wochenminus von knapp 2,7 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 1,47 Prozent auf 1612,36 und der breite SPI um 1,20 Prozent auf 13'583,10 Zähler. Im SLI gaben 25 von 30 Titeln nach.

Die Liste der grössten Verlierer war gespickt mit den unterschiedlichsten Vertretern zyklischer Branchen, die damit ihre schwache Vortagesperformance fortsetzten. Bei Sika (-2,6%) und in den hinteren Reihen Clariant (-2,2%) hatten bereits am Vortag Gewinnwarnungen von US-Konkurrenten für erhöhten Verkaufsdruck gesorgt. Sika wurden ausserdem gemeinsam mit Holcim (-1,5%) noch von einer Abstufung europäischer Bauzulieferaktien durch SocGen belastet, wobei beim Beton-Konzern der vollzogene Verkauf des Indien-Geschäfts an die Adani Gruppe zumindest einen noch deutlicheren Kursrutsch verhinderte.

Aber auch Richemont (-3,5%) und Straumann (-3,6%) standen ganz oben auf den Verkaufszetteln. "Alles was auch nur im Entferntesten mit Konsum zu tun hat, ist aus den Depots gekippt worden", sagte ein Händler. Bei Kühne+Nagel (-4,1%) machten Börsianer sinkende Frachtraten und eine einkassierte Gewinnwarnung vom US-Konzern FedEx als Belastungsfaktoren aus.

Schwächer waren auch Technologiewerte wie Temenos und Logitech die sich um bis zu 3,3 Prozent verbilligten. Hier verwiesen Händler unter anderem auf die schwachen US-Vorgaben. Besser erging es den volatilen AMS-Osram (+0,5%), die im Verlauf ins Plus drehten.

Insgesamt im Minus bewegten sich auch die verschiedenen Vertreter der Finanzbranche. Während Titel wie Partners Group, UBS und CS um jeweils mehr als 2 Prozent zurückfielen, gaben die Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life zwischen 0,4 und 1,1 Prozent etwas moderater nach.

Zu den wenigen Gewinnern gehörten derweil einige defensive Werte wie etwa Swisscom (+1,0%). Doch auch SGS (+1,1%), die nächste Woche aus dem SMI fliegen, dürften noch einmal auf dem grossen Parkett glänzen. Sie werden dann durch die Papiere von SLI-Tagesverlierer Sonova (-4,6%) ersetzt. Das charttechnische Bild bei dem Hörsystemspezialisten sei seit der Gewinnwarnung im August so angeschlagen, dass er davon abrate, in ein fallendes Messer zu greifen, warnte ein Chartanalyst.

Im SMIM ersetzen nächste Woche SGS, Belimo (-0,3%) und die Inhaberaktien von Roche (-1,0%) ab Montag Sonova, Cembra (+3,8%) und BB Biotech (+1,7%).

In den hinteren Reihen fielen derweil Highlight Event& Entertainment (-7,7%), IVF Hartmann (-5,9%) oder Forbo (-4,7%) mit Abgaben auf.

Dagegen erhielten SFS (+0,9%) und Landis+Gyr (+0,8%) jeweils etwas Rückenwind nach aktuellen Studien.

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(AWP)