Dabei bedinge der eine Faktor quasi den nächsten, so dass sich die Belastungen mehr oder weniger um sich selbst drehten und einander verstärkten. So hat Russland erstmals Ländern den Gashahn zugedreht. Zwar sei die Lage nicht gravierend, aber der Schritt werfe unweigerlich die Frage auf, ob nun auch bald die Gaslieferungen in andere Länder gestoppt werden. "Diese Entwicklung erinnert daran, dass der Markt in naher Zukunft von einer möglichen Eskalation des Krieges in der Ukraine bedroht ist, die wiederum Energiepreise in die Höhe treibt", heisst es in einem Kommentar. So steigen denn die Ölpreise auch wieder an, was wiederum einen Einfluss auf die Inflationssorgen hat. Diese befeuert die Zinspolitik der Notenbanken. Schnell steigende Zinsen schüren ihrerseits die Sorge, die wirtschaftliche Erholung könnte womöglich abgewürgt werden.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,50 Prozent auf 11'993,04 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,35 Prozent auf 1847,39 Punkte und der breite SPI 0,45 Prozent auf 15'395,68 Punkte. Bei den 30 Blue Chips kommen auf 20 Gewinner zehn Verlierer.

Aktuell ziehen vor allem jene Werte an, die in den letzten Tagen verstärkt unter Druck geraten sind. Dazu zählen etwa Kühne+Nagel (+2,2%), die am Vortag nach Zahlen klar abgegeben hatten, weil Analysten sich vorsichtig über die Zukunftsaussichten geäussert hatten.

Schwergewicht Roche (+1,7%) zeigt ebenfalls eine Gegenbewegung zu den Abgaben seit der Zahlenvorlage am Montag. Ähnlich wie Konkurrent Novartis (+0,3%) am Vortag hat bei Roche die Pharmasparte die durchschnittlichen Analystenerwartungen nicht ganz erfüllt.

Unter den grössten Gewinnern sind zudem noch die beiden Uhrenhersteller Richemont (+16%) und Swatch (+1,3%) zu finden. Hier heisst es im Handel, dass bei ihnen eine gewisse Erleichterung wirke, dass Peking noch nicht wie Shanghai im kompletten Lockdown sei.

Der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan (+1,4%) wiederum zieht im Kielwasser guter Zahlen von Konkurrent Symrise ebenfalls überdurchschnittlich stark an.

Von den Technologiewerten können sich VAT, Logitech und AMS Osram mit Kursgewinnen zwischen 0,5 und 0,1 Prozent etwas erholen. Temenos (-0,8%) fallen dagegen nach den Quartalszahlen vom Vorabend zurück.

Das Hauptaugenmerk gilt an diesem Vormittag allerdings der Credit Suisse (-0,3%), die weiterhin nicht aus den roten Zahlen kommt. Wie bereits vorab angekündigt, weist die Bank für das erste Quartal 2022 erneut einen deutlichen Verlust aus. Nun nehmen gleich mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung den Hut. Die Bank habe weiterhin mit Altlasten zu kämpfen, was gerade in dem aktuellen Umfeld eine zusätzliche Belastung darstelle, heisst es in einem Kommentar von RBC dazu.

Die übrigen Finanzvertreter wie UBS (+0,7%), Swiss Re (+0,2%), Swiss Life und Zurich (beide +0,1%) gewinnen etwas stärker hinzu.

Auf der Verliererliste haben sich die Papiere von Straumann mit -1,7 Prozent einen Platz gesichert. Auch Holcim, Swisscom und Lonza fallen mit Abgaben von jeweils mehr als 1 Prozent überdurchschnittlich stark zurück.

Nach Zahlen gesucht sind derweil Clariant (+11%). Der Chemiekonzern kann zwar noch immer keinen geprüften Jahresabschluss 2021 vorlegen, da nach der Manipulations-Untersuchung Anpassungen der Zahlen für 2020 nötig sind. Es gebe allerdings keine Auswirkungen auf Umsätze oder liquide Mittel für die beiden Jahre, hiess es.

Noch deutlicher ziehen Kuros (+15%) an, nach Aussagen zum Geschäftsverlauf. Auch Ems (+2,6%) und Ypsomed (+2,2%) sind nach Unternehmensnews gesucht. Dagegen brechen Molecular Partners um weitere 34 Prozent ein, nachdem Partner Novartis Hoffnungen auf eine baldige Zulassung des Corona-Kandidaten einen Dämpfer erteilt hat.

hr/rw

(AWP)