Der weitere Verlauf hänge auch davon ab, wie die Wall Street auf die jüngste Entwicklung reagiere. Zudem hielten die Zinssorgen weiter an. James Ballard, Gouverneur der US-Notenbank Fed von St. Louis, sagte nämlich, das Fed müsse die Zinserhöhungen möglicherweise vorverlegen und den Leitzins schon vor dem 1. Juli um 100 Basispunkte straffen. Daher täten Anleger wohl gut daran, vorsichtig zu bleiben und mit Neuengagements zuzuwarten, meinen Börsianer.
Der SMI hat nach einer leichteren Eröffnung schnell in die Gewinnzone gedreht und die Schwelle von 12'100 Punkten überwunden. Um 11.00 Uhr notiert der Leitindex um 0,72 Prozent höher auf 12'113,28 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,61 Prozent auf 1935,55 und der breite SPI um 0,75 Prozent auf 15'320,27 Zähler. Im SLI stehen 26 Gewinnern vier Verlierer gegenüber.
Im Fokus stehen Temenos (-9,9% auf 97,46 Fr.). Der Bankensoftwarespezialist ist im vierten Quartal 2021 zwar gewachsen, aber hinter den Markterwartungen zurückgeblieben. Händler sprechen von einer Enttäuschung. "Die Erwartungen waren wohl etwas hoch", sagt ein Händler. Nun dürfte die Aktie aber gut unterstützt sein. "Unter 100 Franken ist wieder damit zu rechnen, dass die Übernahmespekulationen aufkeimen", sagt zudem ein Händler.
Einen anderen Kursverlauf nehmen die Aktien von Straumann, die nach anfänglichen Verlusten nun klar im Plus (+0,7%) sind. Nach anfänglicher Schwäche hätten die Anleger wieder zugelangt, sagt ein Händler. Der Dentalimplantathersteller habe die Erwartungen zwar "nur erfüllt" und nicht übertroffen. Dennoch habe er gezeigt, dass er auch in der Krise mit hohem Tempo wachsen könne, sagt ein Händler. Positiv sei auch der Aktiensplitt und die höhere Dividende.
Angesichts der Hoffnung, dass der Ukraine-Konflikt nicht eskaliert, greifen die Anleger bei den zuletzt arg gebeutelten zyklischen Werten wieder zu. Dabei sind Adecco (+2,3%) stark gefragt. Die Aktie des Personalvermittlers profitiert laut Händlern davon, dass der Erzrivale Randstad im vierten Quartal 2021 besser als erwartet abgeschnitten hat. Adecco wird kommende Woche die Ergebnisse veröffentlichen.
Auf den Kaufzetteln stehen aber auch die Anteile der Bauzulieferer Sika (+1,1%) und Geberit (+1,6%), des Logistikkonzerns Kühne + Nagel (+1,2%) sowie des Elektrokonzerns ABB (+2,1%).
Die Aktien der Banken, die am Vortag aufgrund der schwindenden Zinsfantasien unter die Räder geraten waren, setzen ebenfalls zu einer Erholung an. Julius Bär (+1,4%), CS und UBS (je +0,3%) ziehen etwas an. Dabei dürften CS und UBS von Analystenkommentaren gebremst werden. KBW setzte die Kaufempfehlung für UBS und KeplerCheuvreux die für CS ab.
Als Stützen des Marktes erweisen sich die Schwergewichte Nestlé (+1,0%) und Roche (+1,0%), während sich Novartis (-0,1%) nur knapp behaupten können.
Am breiten Markt sind die Arzneimittelhersteller Basilea (+2,5%) und Cosmo (+6,4%) nach Zahlen gefragt. Zu höheren Kursen gehandelt werden zudem Zur Rose (+4,6%), Dufry (4,0%) und Leclanché (5,8%), die damit die jüngsten Verluste ausgleichen.
pre/rw
(AWP)