Fünf Angeklagte blieben dem Prozess fern, einer sitzt in Untersuchungshaft: Der Drahtzieher. Der 22-Jährige erklärte vor Gericht, er wolle «einen Schlussstrich ziehen» und habe damals «unreif» gehandelt. Die Staatsanwaltschaft lehnte seine Entlassung mit Verweis auf Fluchtgefahr und Bedrohung von Zeugen ab. Mehr als 72'000 Menschen wurden damals Opfer und der Schaden geht in die Millionen.
Praktikant bot Zugangsdaten an
Rund 2400 Nebenkläger - darunter Privatpersonen, Banken, Versicherungen und der staatliche Einlagen- und Konsignationsfonds (CDC) - fordern Schadensersatz. Auch Adecco selbst gilt als Opfer: Laut dem Anwalt des Unternehmens gab es keine Sicherheitslücke, ein Praktikant habe seine Zugangsdaten verkauft.
Im Juni 2022 hatte der damals 19-Jährige seine Zugangsdaten im Darknet für 15'000 Euro angeboten - das Geld sah er nie. Mit den gestohlenen Daten führten die Täter massenhaft Abbuchungen unterhalb der Genehmigungsschwelle durch, vor allem bei Zeitarbeitern. Der Schaden allein daraus liegt bei 1,6 Millionen Euro.
Minderjährige mutmassliche Mittäter
Zudem fälschte die Gruppe Dokumente und erschlich staatliche Leistungen wie Urlaubsschecks. Sogar das Finanzinstitut CDC zahlte über 1,9 Millionen Euro an Scheinfirmen.
Der mutmassliche Drahtzieher hatte laut Ermittlern schon mit 17 begonnen, Schwachstellen zu suchen, getrieben von einer «suchtartigen Eskalation». Um ihn bildete sich ein loses Netzwerk junger Hacker und vorbestrafter Krimineller.
Eine Opfer-Anwältin spricht von «unseren eigenen Russen» - ein Hinweis darauf, dass die Täter aus Frankreich erstmals selbst Daten im Darknet weiterverkauften. «Normalerweise kaufen französische Internetbetrüger ihre Datenbanken im Darknet, wo die Russen das Sagen haben.»
Der Prozess dauert voraussichtlich zwei Wochen. Zwei mutmassliche Mittäter, zur Tatzeit minderjährig, werden getrennt vor dem Jugendgericht verhandelt.
(AWP)