Die islamistische Hamas hatte am Vortag von Gaza aus den Grossangriff begonnen. Er traf Israel am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) vollkommen überraschend. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Palästinenserorganisation feuerte mehr als 3000 Raketen ab. Bewaffnete drangen über Land, See und Luft nach Israel vor.
Mehrere Israelis wurden nach Militärangaben in den Gazastreifen verschleppt. Ein Sprecher sprach von einer «erheblichen Zahl», ohne genaue Angaben zu machen. Israel kündigte eine Evakuierung seiner Grenzorte zum Gazastreifen an. Die Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger betroffen sind.
Der Überraschungsangriff der Hamas startete fast genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973. Der damalige Angriff feindlicher arabischer Staaten auf Israel am höchsten jüdischen Feiertag gilt als bislang schwerstes nationales Trauma.
Hamas: Der Iran unterstützt uns bei dem Angriff
Der Sprecher der Hamas, Ghazi Hamad, sagte dem Sender BBC, die Gruppe habe direkte Unterstützung vom Iran erhalten. Der Iran habe sich verpflichtet, «den palästinensischen Kämpfern bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beizustehen».
Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah bekundete Solidarität mit der Hamas. «Unsere Herzen, Seelen, Raketen und Gewehre sind mit euch, denn wir sind der Widerstand, der ursprünglich um Palästinas und der Al-Aksa willen existierte», sagte ein hochrangiges Hisbollah-Mitglied im Libanon.
Die Hisbollah übernahm am Sonntag die Verantwortung für Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf von Israel besetzte Gebiete. Die Beobachtermission der Vereinten Nationen im Libanon, Unifil, bestätigte das. Israelische Artillerie erwiderte nach Angaben eines Sprechers das Feuer.
Parteiübergreifende Gespräche in Israel
«Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln», sagte Netanjahu in einer Ansprache. Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: «Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln». Israel werde Rache nehmen.
Netanjahu habe den beiden Oppositionsführern Jair Lapid und Benny Gantz den Eintritt in eine Notstandsregierung angeboten, teilte ein Sprecher von Netanjahus Likud-Partei mit. Lapid hatte schon Bereitschaft dazu signalisiert.
Unklar war, warum Israel so überrascht wurde. Zahlreiche Einwohner der attackierten Ortschaften berichteten, sie hätten stundenlang vergeblich auf Hilfe von Sicherheitskräften gewartet.
Israel rief die Verteidigungsaktion «Iron Swords» (Eiserne Schwerter) aus und berief Reservisten ein. Ziel sei, die militärischen und politischen Kapazitäten der Hamas und des Islamischen Dschihad so zu zerstören, «dass sie für viele Jahre nicht mehr in der Lage und bereit sind, die Bürger Israels zu bedrohen und anzugreifen», hiess es nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts.
Israel tötete bei seinen Angriffen im Gazastreifen ein ranghohes Hamas-Mitglied. Der Zivilschutz im Gazastreifen bestätigte, die Leiche von Aiman Junis sei am Sonntag aus den Trümmern eines Gebäudes im
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(AWP)