Die neuen Projektionen der Fed deutet aber darauf hin, dass im kommenden Jahr die Zinsen wieder gesenkt werden - und das sogar stärker als bisher prognostiziert. Sie signalisieren Zinssenkungen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte im kommenden Jahr. Auch Notenbankchef Jerome Powell hat mit seinen Aussagen die Tür für Zinssenkungen geöffnet. Eine weitere Erhöhung wird aber nicht kategorisch ausgeschlossen.

Stimmen von Ökonomen im Überblick:

Bernd Weidensteiner, Analyst Commerzbank:

«Laut ihrer aktualisierten Projektionen erwartet die US-Notenbank nächstes Jahr jetzt drei statt bisher zwei Zinssenkungen. Der Wirtschaft wird gleichzeitig eine weiche Landung zugetraut. (...) Bisher gingen wir von einer ersten Zinssenkung kurz nach der Jahresmitte aus, und dies bei einer im Vergleich zur Fed negativeren Prognose für das Wachstum. Mit der heutigen Sitzung steigt die Wahrscheinlichkeit einer früheren Zinssenkung.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

«Die einfache Botschaft der heutigen Sitzung des Offenmarktausschusses lautet: In Anbetracht merklich gefallener Inflationsraten bedarf es keiner Leitzinsen mehr von über 5 Prozent. Wenn die Kerninflationsrate der persönlichen Konsumausgaben im Jahr 2024 bei 2,4 Prozent liegt, wie es die Fed nun neu erwartet (September: 2,5 Prozent), wäre die Fed bei einem Leitzins von 4,6 Prozent immer noch deutlich restriktiv. Dies zeigt aber schon, dass noch deutlich mehr an Zinssenkungen im kommenden Jahr drin liegt. Wir fühlen uns in unserer Einschätzung bestätigt, wonach die Fed das Zielband für die Fed Funds Target Rate im kommenden Jahr um 125 Basispunkte senken wird.»

Ian Shepherdson, Chefökonom Pantheon Macroeconomics:

«Das 'irgendeine' mit Blick auf eine Zinssenkung ist neu, und zusammen mit der Feststellung, dass die Inflation 'nachgelassen' und das Wirtschaftswachstum 'sich verlangsamt' hat - beide Formulierungen sind ebenfalls neu im Statement der Notenbank. Die Tendenz zur Straffung der Geldpolitik wird effektiv aufgegeben, ohne jedoch ausdrücklich zu sagen 'we are done'. Die Fed wird sich der Tatsache bewusst, dass die Glaubwürdigkeit ihrer Drohungen mit weiteren Zinserhöhungen auf den Märkten schon seit einiger Zeit gegen Null tendiert.»

Elmar Völker, Anleiheexperte LBBW:

«Die Fed verabschiedet sich faktisch von der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen. (...) Die Fed hat damit mehr Luft erhalten, die weitere Entwicklung für einige Zeit zu beobachten, um noch mehr Sicherheit zu gewinnen, dass die Entspannung an der Inflationsfront nachhaltig ist. Wir gehen davon, dass dieser Punkt in rund einem halben Jahr erreicht sein könnte. Eine erste Zinssenkung stünde somit um die Jahresmitte 2024 in Aussicht. Die überbordende Zinssenkungsspekulation der Finanzmarktteilnehmer, die eine Zinswende bereits bis zu drei Monate früher für wahrscheinlich erachten, halten wir dagegen für übertrieben.»

/jsl/jkr/men

(AWP)