Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

 

4,382 Milliarden Franken. So viel kostet die Verwaltung unserer Pensionskassengelder. Was für eine Summe! Doch gemessen am gesamten Vermögen von 865 Milliarden Franken, das gehegt, gepflegt und durch geschicktes Investieren vermehrt werden sollte, betragen die Kosten gerade mal 0,51 Prozent. Das ist nun wirklich nicht viel: Quantité négligeable, wie unsere welschen Mitbürger sagen würden, eine vernachlässigbare Menge.

Oder doch nicht? Harry Büsser, Mitglied der Chefredaktion bei der "Handelszeitung" und vorher mein Kumpel beim SonntagsBlick, betrachtet die genannten Kosten als zu hoch, wie er kürzlich in einem Kommentar geschrieben hat. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe nämlich ein ähnlich hohes Vermögen, benötige aber für dessen Verwaltung bloss 400 Millionen Franken, also etwa ein Zehntel aller Pensionskassen.

Die Vermögensverwaltungseinheit der UBS, um ein anderes Beispiel zu nennen, lässt sich die Bewirtschaftung ihrer 900 Milliarden Franken 1,4 Milliarden kosten. Darin enthalten seien auch Kosten fürs Marketing der Anlageprodukte, von denen Pensionskassen verschont bleiben.

Vergleicht hier Kollege Büsser Äpfel mit Birnen? Ja, aber interessant ist der Vergleich allemal. Und spannend ist vor allem auch seine Schlussfolgerung: Die 1500 Pensionskassen seien völlig ineffizient, schreibt Harry Büsser. Besser sei eine Einheitskasse oder echter Wettbewerb unter den Kassen, indem die Versicherten die Vorsorgeeinrichtung selber auswählen könnten. Das würde automatisch zu einer Flurbereinigung führen.

Einheitskasse? Die Juso hätte ihre helle Freude daran. Sie möchte das heutige System seit jeher durch eine Volkspension ersetzen.

Doch in einem Punkt habe ich mit Harry Büsser eine Differenz: Der Kostentreiber ist meines Erachtens nicht der mangelnde Wettbewerb, sondern die Komplexität des Systems. Ich besuche regelmässig Seminare zur zweiten Säule. Unglaublich, wie viele Leute da jeweils ihre Aufwartung machen. Sie alle verdienen an diesem System mit.  Die zweite Säule ist eine wahre Industrie geworden. Sie ist so komplex, dass zig Juristen, Anlageberater, Immobilienprofis für gutes Geld ihre Dienste anbieten können. Vor allem Anlageberater tummeln sich um die Honigtöpfe der Pensionskassen.

Nicht zu vergessen all die Personen, die in den Verwaltungen und den Stiftungsaufsichten unter Vertrag stehen und sich mit den komplexen Aufgaben der zweiten Säule herumschlagen. Deren Kosten werden in der Pensionskassenstatistik nicht ausgewiesen. Die zweite Säule hat sogar einen neuen Beruf kreiert: den diplomierten Pensionskassen-Experten.

Das Gesetz wird derzeit revidiert. Der Bundesrat will die Botschaft ans Parlament noch vor der Wintersession verabschieden. Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Es wird alles noch komplexer, noch verworrener, noch unverständlicher als das heute gültige Gesetz. Juristen und andere Mitesser klatschen sich in die Hände.