Morgen Donnerstag, den 6. Juli 2017, sind es genau zehn Jahre, seit Peter Wuffli als CEO der UBS Knall auf Fall abgesetzt wurde. Dem Manager, zwei Jahre zuvor noch "European Banker of the Year", wurde ein Verlust von 150 Millionen Franken und Missmanagement beim UBS-Hedgefonds Dillion Read Capital Management als Folge der US-Hypothekenkrise zum Verhängnis. UBS-Verwaltungsratspräsident war damals Marcel Ospel.

Wie tief die Bank im Sumpf der verbrieften US-Hypotheken damals steckte, darüber waren sich weder Management noch Verwaltungsrat und schon gar nicht die Öffentlichkeit im Klaren. Dabei hatte schon die britische Grossbank HSBC im Februar 2007 erste grosse Verluste mit den Subprime-Krediten bekannt gegeben, und auch die Finanzmärkte waren schon in heller Aufregung: Der Beginn der beispiellosen Talfahrt der Börsen Anfang Juni 2007 endete erst im März 2009.

Zehn Jahre sind vergangen seit den ersten Rauchzeichen der Bankenkrise. In den Folgejahren wurde daraus "Finanzkrise", auch die europäische "Staatsschuldenkrise" wird mit den Folgen der Bankenkrise erklärt. Die Wendungen des Namens zeigen das verheerende Ausmass der wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen ab 2007.      

Die Redaktion von cash.ch nimmt das Jubiläum, bei dem es nichts zu jubeln gibt, Anlass zu einer Artikelserie "Zehn Jahre Finanzkrise". Nun mag man einwenden, dass dieses Label falsch beziehungsweise die Finanzkrise vorbei sei. Klar: Wirtschaftlich stehen wir heute viel besser da als noch vor einigen Jahren, und Zentralbanken senden Zeichen aus, dass ihre ultralockere Geldpolitik zu Ende geht.

Doch das Finanzsystem bleibt labil. Viele Banken sind bis heute nicht genügend kapitalisiert. Immer wieder entzünden sich Folgebrände, wie die jüngste Entwicklung im italienischen Bankensektor vor Augen führt. Es genügt auch ein Blick auf die beklemmende Aktienkursentwicklung einer UBS oder Credit Suisse seit 2007. Und die Krise hält insofern an, als dass wir noch immer schmerzhaft mit deren Folgen zu kämpfen haben. Der Auszug des Sparkontos der Bank zeigt, dass die Guthaben als Folge der Negativzinsen nicht mehr wertvermehrend sind. Für Tobias Straumann ist auch US-Präsident Donald Trump eine Folge der Finanzkrise, wie der Wirtschaftshistoriker im cash-Interview sagt.

Das Interview mit Straumann, das mein Kollege Ivo Ruch geführt hat, bildet heute Mittwoch den Auftakt des cash-Schwerpunktes "Zehn Jahre Finanzkrise". Bis Freitag veröffentlichen wir Artikel und Interviews zu diesem Thema, wir werfen einen Blick zurück auf die Geschehnisse bei der UBS und auf die Massnahmen der Zentralbanken, analysieren den Zustand der Schweizer Bankenlandschaft, geben Anlegertipps zu Bankaktien, und wir erörtern die Möglichkeit von weiteren Finanzkrisen.

Denn solche Krisen, das zeigten uns vor allem die Jahre 2007 bis 2009, entwickeln meist eine verhängnisvolle Eigendynamik und Sogwirkung in den Bilanzen der Banken und an den Märkten.  Wie sagte noch Marcel Ospel an der UBS-Generalversammlung im April 2008, nachdem die Bank im ersten Quartal einen 12-Milliarden-Verlust verbuchte hatte und 14 Milliarden abschreiben musste? "Die Bank steht gut da, sie hat attraktive Geschäftsfelder, sie hat eine starke Kapitalbasis, sie wird sich wieder erholen und wird dann wieder strahlen." Sechs Monate später musste das Institut von der Nationalbank und dem Staat vor dem Untergang gerettet werden.