Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

Heute wollen wir uns mit einem sehr wichtigen Versicherungsprodukt beschäftigen, das leider wegen der tiefen Zinsen praktisch inexistent geworden ist: die Leibrente. Man zahlt der Versicherung Prämien, alle Jahre oder einmalig, und erhält dann lebenslänglich die Rente ausbezahlt, garantiert.

Solche Versicherungen sind vor allem für Personen gedacht, die über keine Pensionskasse verfügen oder aus einem anderen Grund mit einem zu geringen Renteneinkommen rechnen müssen und nicht auf Ergänzungsleistungen angewiesen sein wollen.

Wegen der genannten tiefen Zinsen werden heute statt Leibrentenversicherungen mehrheitlich Auszahlungspläne verkauft. Sie sind aber zeitlich befristet und können somit eine Rentenversicherung nicht wirklich ersetzen.

Früher war das anders. Da wurden im grossen Stil solche Leibrenten abgeschlossen, vor allem bei selbständig Erwerbenden. Viele davon stehen jetzt vor der Pensionierung und fragen sich, ob sich allenfalls ein Aufschub des Rentenbezugs lohnen könnte. Wie bei der AHV gilt auch hier: Je später man die erste Rente bezieht, desto höher ist sie.

Ich habe ein konkretes Beispiel gesehen von einer Frau, die sich ebendiese Frage stellte: Aufschieben oder nicht? Sie liess von Swiss Life ausrechnen, wie hoch die Rente bei einem Aufschub von einem, zwei oder drei Jahren aussehen würde.

Zumindest in ihrem konkreten Fall lohnt es sich nicht: Ab 1. Juni bekommt sie eine Rente von 7222 Franken im Jahr, 602 Franken im Monat. Bei einem Aufschub um ein Jahr erhöhte sich die Monatsrente um bescheidene 15 Franken.

Bis zu ihrem 90. Altersjahr summiert sich der Betrag ihrer Leibrente auf 187‘772 Franken, sofern sie die Rente ab diesem Juni bezieht. Verschiebt sie den Rentenbezug um ein Jahr, so gibts bis zu ihrem 90. Geburtstag hingegen bloss 185‘090 Franken. 2682 Franken weniger.

Doch was heisst hier 90 Jahre? Für eine 64-jährige Frau rechnet Marktleader Swiss Life derzeit mit einer Restlebenserwartung von 28 Jahren. Also müsste ich nicht mit 90, sondern mit 92 Jahren rechnen. Das ist etwas höher als statistisch belegt. Swiss Life begründet dies mit der steigenden Lebenserwartung und einer Sicherheitskomponente.

Zudem erklärte mir Swiss Life, dass die Restlebenserwartung generell unterschätzt werde. 2015 stellte sie in einer Umfrage folgende Frage: Denken Sie, jemals 90 Jahre alt zu werden?

Nur 7 Prozent antworteten mit Ja. Das heisst: Die grosse Mehrheit irrte sich. Denn von den 60-jährigen Frauen werden laut Swiss Life 51 Prozent 90 Jahre alt, also jede zweite. Bei Männern sind es 43 Prozent.

Ein grosser Teil der älteren Schweizerinnen und Schweizer ist also recht pessimistisch, was die Lebenserwartung angeht, oder zu optimistisch, je nach Standpunkt. Was mich betrifft: Ich würde auch mit Nein antworten.