Seit Jahrzehnten sitzen die als Primärhändler bekannten Unternehmen am Knotenpunkt des Treasuries-Marktes, kaufen neu begebene Anleihen, um sie an den Finanzmärkten zu platzieren, und handeln direkt mit der Federal Reserve. Diese Beziehung hat der Fed geholfen, ihre geldpolitischen Ziele umzusetzen. Jedoch deuten die Implosionen der letzten Monate darauf hin, dass die Gruppe unter Druck steht.

Die 24 Primärhändler, die von grossen Banken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs dominiert werden, hatten während der globalen Coronavirus-Panik im März Probleme, das Geld innerhalb des Kerns des globalen Finanzwesens in Bewegung zu halten.

Die Fed führte daraufhin eine Reihe beispielloser Interventionen durch, darunter Notfallmittel im Volumen von mehreren Billionen Dollar - und heizte unabsichtlich eine Debatte über die Notwendigkeit von Reformen an.

Monopolistische Strukturen

Eine vorgeschlagene Lösung lautet, die nahezu monopolistische Clubmitgliedschaft der Wall Street zu beenden. Vermögensverwalter sollten in die Gruppe aufgenommen werden, fordert der Bondgigant Pimco. Dies könnte dem im kalifornischen Newport Beach ansässigen Unternehmen zugute kommen und die kollektive Feuerkraft von Primärhändlern um Billionen von Dollar steigern, was den Einfluss dieser Investment-Giganten weiter verstärken würde.

"Eine Erhöhung der Anzahl der Primärhändler wäre sicherlich nützlich. Statt den Kreis auf kleinere Händler-Finanzinstitute auszudehnen, scheint es attraktiver zu sein, ihn auf grössere Vermögensverwalter auszuweiten", sagte die Pimco-Volkswirtin Tiffany Wilding in einem Bloomberg-Interview. "Die Programme und die Politik der Fed werden im gesamten Finanzsystem effizienter übertragen, wenn sie ihre Transaktionen einem breiteren Kreis von Gegenparteien öffnet."

Rekordangebot

Primärhändler sind verpflichtet, bei Auktionen neue Treasuries zu kaufen. Daher sind sie von entscheidender Bedeutung, um das Rekordangebot an US-Bondemissionen zu absorbieren und die Wirtschaft vor dem Ruin durch die Pandemie zu retten. Am Montag sagte die US-Regierung, dass die Schuldenlast zwischen Ende März und Juni um den Rekordwert von 3 Billionen Dollar steigen werde.

Anscheinend gelangt das Geld in stressigen Zeiten nicht dahin, wo es gebraucht wird - oder nicht ohne massives Eingreifen der Zentralbank. Im März waren die Marktmacher für Treasuries - traditionell Banken, die aufgrund der Vorschriften nach der Finanzkrise nicht mehr so frei handeln können - überfordert, als die Volatilität auf Niveaus stieg, die zuletzt im Jahr 2009 verzeichnet wurden.

Das schöpfte bei den Anleihen mit der längsten Laufzeit Liquidität ab. Dieser Vorfall ereignete sich kaum sechs Monate nach Erschütterungen am Repo-Markt, wo ein Grossteil des Handels mit US-Staatsanleihen finanziert wird.

Fed will Sicherheit

Die Lösung für den Treasury-Markt könnte in einer Lockerung der Rollen liegen, die die New Yorker Fed in den zehn Jahren der Erholung von der letzten Rezession kultiviert hat.

In Zukunft könnten sich Vermögensverwalter für Aktivitäten qualifizieren, bei denen die Notenbank Geld in das Bankensystem durch die Leihe von Staatsanleihen und Hypotheken bei Primärhändlern pumpt. Wilding gehört zu denjenigen, die argumentieren, dass Vermögensverwalter besonders gut positioniert wären, daran teilzunehmen. Sie seien in der Lage, der New Yorker Fed sowohl Wertpapiere in grossen Mengen anzubieten als auch die Mittel zu verteilen.

Aber bevor die Fed ihre Handelspartner erweitern kann, muss sie sich auf die Sicherheit und Solidität dieser Institute verlassen können. Jeder Vermögensverwalter würde ausreichende Volumina und Schutz vor Konflikten in seinem Geschäft benötigen.

In Zeiten von Stress wäre es für die Zentralbank eine nützliche Alternative, Vermögensverwaltern den Einstieg in ihre Repo-Geschäfte zu ermöglichen, sagte Lou Crandall, ein Ökonom von Wrightson ICAP. "Ob die Fed dies im normalen Geschäftsverlauf tun will, ist eine andere Frage", fügte er hinzu.

Lockerere Regeln

Die Wall Street macht seit langem Front gegen Vorschriften, die nach der Finanzkrise von 2008 eingeführt wurden und die den Banken zufolge ihre Marktmacherfunktion eingeschränkt haben. Eine Lösung, die die Fed im März anwandte, um den Markt zu entstauen, bestand darin, die zusätzliche Verschuldungsquote zu lockern und so Spielraum in den Händlerbilanzen zu schaffen. Die Fed könnte erwägen, diese Massnahmen auszuweiten.

"Wenn sich die Lage bis Ende März 2021 nicht verbessert, wäre ich nicht überrascht, wenn diese Regel erweitert oder dauerhaft gemacht wird", sagte Alex Li, US-Zinsstratege bei Credit Agricole.

Für einige wären mehr Primärhändler jedoch eine bessere Lösung. Die New Yorker Fed hat nicht signalisiert, dass sie ihre Handelsbeziehungen überarbeiten oder ihren Primärhändlerkreis weiter ausbauen wolle. Sie lehnte es ab, sich zu diesem Artikel zu äussern.

(Bloomberg)