Sie beschossen am Samstag vor Tagesanbruch zwei Standorte des staatlichen Konzerns Saudi Aramco, der derzeit auf den mit großer Spannung erwarteten größten Börsengang aller Zeiten zusteuert. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, Produktion und Ausfuhren seien nach den Anschlägen beeinträchtigt.

Nach Auskunft eines Insiders ist die Förderung einer Menge von fünf Millionen Barrel Rohöl pro Tag betroffen. Das wäre nahezu die Hälfte der Produktion des weltgrößten Ölexporteurs. Das staatliche Fernsehen berichtete dagegen, die Ausfuhren gingen weiter. Von Saudi Aramco und den Behörden lagen zunächst keine Stellungnahmen dazu vor. Das Innenministerium teilte lediglich mit, die Brände an den beiden Standorten seien unter Kontrolle. Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.

Bei den Produktionsstätten handelt es sich zum einen um Abkaik, wo sich die größte Erdölverarbeitungsanlage der Welt befindet. Viele westliche Beschäftigte von Aramco leben in Abkaik. Der andere Standort ist Churais. Dort liegt das zweitgrößte Ölfeld des Landes. Zu den Angriffen bekannten sich die Huthis, die dem Iran nahestehen. Sie sprachen von zehn eingesetzten Drohnen. Die Miliz wird im Jemen von einer Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens bekämpft. Sie hat bereits mehrere Drohnen- und Raketenangriffe auf Städte, Flughäfen und Ölanlagen in Saudi-Arabien ausgeführt, die allerdings größtenteils abgefangen wurden. Die Führung in Riad wirft dem Iran vor, die Huthis mit Waffen zu beliefern. Das wird aber sowohl vom Iran als auch den Huthis bestritten.

Einem Augenzeugen zufolge kam es am Samstag zu Luftangriffen des Militärbündnisses in Jemens Provinz Saada, einer Hochburg der Huthis. Dem von der Miliz betriebenen Sender Masirah TV zufolge griffen die Kampfbomber ein Militärlager an.

Den Insidern zufolge hat Aramco die Notfallstufe erhöht und ein Krisentreffen abgehalten. Analysten zufolge könnte der Angriff weitreichende Folgen haben. "Das ist eine relativ neue Situation für die Saudis", sagte Kamran Bokhari, Gründungsdirektor des Center for Global Policy mit Sitz in Washington. "Lange Zeit hatten sie keine großen Ängste, dass ihre Ölanlagen aus der Luft getroffen würden." Bob McNally, der den Analysedienst Rapidan Energy Group leitet, urteilte: "Ein erfolgreicher Angriff auf Abkaik käme einer heftigen Herzattacke für den Ölmarkt und die Weltwirtschaft gleich."

(Reuters)