Mindestens 100'000 Enten dürften bereits im zweiten Halbjahr in den Kampf gegen die biblische Plage geschickt werden. Die “biologische Waffe” kann dabei effektiver sein als Pestizide, sagte Lu Lizhi, eine leitender Forscher an der Zhejiang Academy of Agricultural Sciences. Er ist für das Entenprojekt verantwortlich, das von seiner Akademie in Zusammenarbeit mit einer Universität in Pakistan ins Leben gerufen wurde.
“Eine Ente kann mehr als 200 Heuschrecken am Tag essen”, sagte Lu am Donnerstag in einem Telefoninterview und berief sich auf Ergebnisse von Experimenten, mit denen die Such- und Raubtierfähigkeiten der Enten getestet wurden. Ein Test wird später in diesem Jahr in Chinas westlicher Region Xinjiang beginnen, bevor die Enten nach Pakistan geschickt werden, kündigte Lu an.
Schwärme von Wüstenheuschrecken haben sich in Ländern von Ostafrika bis Südasien ausgebreitet. Sie vernichten dort unersättlich und in rasantem Tempo Ernten und Weiden. Die Plage hat zusammen mit für die Saison ungewöhnlichem Regen und minderwertigem Saatgut wichtige Ernten in Pakistans größten Anbauregionen zerstört. Die sowieso schon fragile Wirtschaft des Landes wurde dadurch noch weiter belastet. Und einige Schwärme haben sich auch nach Indien ausgebreitet.
Für China, das eine Landesgrenze mit Pakistan und Indien teilt, ist es enorm wichtig, eine Invasion zu verhindern. Allerdings verfügt das Land über einen natürlichen Schild in Form des Himalaya-Gebirges, der als Barriere zwischen dem indischen Subkontinent und dem Plateau von Tibet dient.
Eine Gruppe chinesischer Agrarexperten besuchte diese Woche Pakistan, um die Heuschreckenplage unter Kontrolle zu bekommen. Einem Bericht auf der Website des chinesischen Generalkonsulats in Karatschi zufolge bewegen sich die Schwärme aktuell nach Osten. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe zur Heuschrecken-Bekämpfung der chinesischen Regierung teilte der Nachrichtenagentur Xinhua mit, es sei zweifelhaft, dass Enten einen derart großen Ausbruch bekämpfen könnten,m und betonte, dass es sich bei der Entenarmee um keine offizielle staatliche Initiative handele.
In einer weiteren ungewöhnlichen Taktik forderte die pakistanische Regierung ihre Bürger auf, auch Heuschrecken zu essen. Laut einem lokalen Zeitungsbericht sollten die Menschen die Situation ausnutzen und Heuschrecken grillen oder ein Curry daraus machen.
Um zu beurteilen, wie viel Schaden ein Heuschreckenangriff anrichten kann, muss man nur nach Afrika sehen. Die Kosten für den Kampf gegen Wüstenheuschrecken im Osten des Kontinents haben sich auf 128 Millionen Dollar verdoppelt, wobei jeden Tag mehr Länder betroffen sind, gab die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen bekannt. Die Situation am Horn von Afrika ist nach wie vor äußerst alarmierend, nachdem sich riesige Schwärme auf der Arabischen Halbinsel ausgebreitet und beide Seiten des Persischen Golfs erreicht haben, wie die UN-Organisation in ihrem jüngsten Bericht über die Heuschreckenbewegungen erklärte.
(Bloomberg)