Bis Ende dieser Woche veröffentlicht cash jeden Tag ein Interview mit bekannten Leuten aus der Schweizer Wirtschaftwelt und mit Menschen, die sich mit Finanzmärkten beschäftigen. Sie halten Rückschau auf das ablaufende Jahr und werfen einen Blick auf 2013. Heute: Stefan Meierhans, Preisüberwacher.

 

cash: Herr Meierhans, wofür haben Sie 2012 am meisten Geld ausgegeben, wenn man von den üblichen Ausgaben wie Krankenkasse oder Miete absieht?

Für die familienexterne Kinderbetreuung meiner beiden Mädchen Lena und Sophie.

Wie oft haben Sie in diesem Jahr im Ausland eingekauft und was?

Bisweilen online, Kleider und Schuhe. Und weil die Verzollungsgebühren dank einvernehmlichen Regelungen mit dem Preisüberwacher kräftig gesunken sind: Auch ohne negative Überraschungen.

Sie kämpfen dafür, dass Importeure die Währungsvorteile an die Kunden weitergeben. Ist diese Entwicklung nicht etwas ins Stocken geraten?

Einspruch, Suggestivfrage! Die Zahlen der Gesamtwirtschaft zeigen immer noch eine Negativ-Entwicklung der Importpreise, also einen weiteren Preisrutsch nach unten. Und in einigen Bereichen, Stichwort Medikamentenpreise, haben die Anpassungen an einen aktuelleren Wechselkurs eben erst rund 200 Millionen Franken eingespart.

Gehen Sie in der Schweiz bei Aldi und Lidl einkaufen?

Schon aus beruflicher Neugierde gehe ich überall einkaufen, auch bei den Discountern. Dazu zählen in der Schweiz zum Beispiel auch Denner oder Ottos Warenposten. Auch dort war ich schon zu sehen.

Welches war Ihr grösster Erfolg 2012 als Preisüberwacher?

Einer? Da gab es mehrere! Einerseits den Durchbruch bei den Verzollungsgebühren auf breiter Front, aber auch das Verhindern der Erhöhung der Preise zum Beispiel bei den Auslandpäckli. Sehr Freude hatte ich, dass wir zum Beispiel in Lausanne den Wasserpreis in Millionenhöhe senken konnten. Alles in allem konnte ich dieses Jahr ein knappes Dutzend einvernehmliche Regelungen schliessen. Offen bleibt, was mit meinen Empfehlungen an die Kantonsregierungen in Sachen Spitaltarife passiert. Das Sparpotential ist direkt eine halbe Milliarde.

Konsumenten, Patienten, Post-Kunden, Pendler, Hoteliers: Der Preisüberwacher ist wie eine Klagemauer für unterschiedlichste Branchen und Interessengruppen, die sich benachteiligt fühlen. Fühlen Sie sich nicht manchmal überfordert?

Ich fühle mich angespornt! Natürlich kann ich nicht allen Erwartungen gerecht werden. Auch dieses Jahr werden über 2700 Preisanzeigen bei mir eingegangen sein. Meine Erfahrung ist jedoch: Wenn man den Menschen die Sachlage erklärt und sie und ihre Anliegen Ernst nimmt, ist schon viel geholfen.

Eine Packung des beliebten Nasensprays Nasonex kostet in einer Apotheke in der Türkei ein paar Euros. In der Schweiz kostet dasselbe Präparat vom selben Hersteller fast 40 Franken. Wie ist das erklärbar?

Nasonex figuriert auf der SL, der sogenannten Spezialitätenliste. Es handelt sich also um ein Präparat, das vom Bundesamt für Gesundheit preisadministriert ist. Der Auslandpreisvergleich  wird anhand eines Länderkorbs gemacht, in dem die Türkei aber nicht figuriert. Der Preis solcher Medikamente misst sich an Referenzpreisen in anderen Ländern und wird teilweise noch zu 1,58 im Verhältnis zum Euro umgerechnet. Das soll sich, auch auf meinen Druck hin, zwar bald für alle Medikamente ändern. Aber klar: Mir geht das zu langsam! Kurzum: Es bewegt sich zwar etwas, immer wieder und jeweils im dreistelligen Millionenbereich, aber leider nicht so schnell, wie ich es mir wünschte.

Welche Ihrer Gegner üben den grössten Druck auf Sie aus? Die Pharmaindustrie?

Es ist legitim, für die eigenen Interessen einzustehen. Das nehme ich niemandem übel. Interessant ist jedoch, dass insbesondere staatsnahe Betriebe im ÖV, im Energie- und im Telecom-Bereich, sagen wir, ausserordentlich imposante Lobby-Anstrengungen aufbauen können…

Was sind Ihre grössten Baustellen 2013?

Das verrate ich an meiner Jahrespressekonferenz Anfang März 2013. Haben Sie Vorschläge? Nur zu.

Tja, man könnte auch mal die Benzinpreise anschauen, das gibts offenbar auch kaum Wettbewerb...Wird die SNB-Kursuntergrenze von 1,20 Franken im 2013 Bestand haben?

Fragen Sie die SNB.

Wie sehen Sie die Konjunktur in der Schweiz 2013?

Besser als im europäischen Umland.

Wie legen Sie privat Ihr Vermögen an?

Was übrig bleibt, wandert in die 2. und 3. Säule. Selber anlegen tue ich nicht. Ich will unabhängig und ohne Interessenbindungen bleiben.

Wo und wie verbringen Sie die Festtage?

In Aarau, St-Cergue VD und im Hasliberg bei Meiringen.