Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis warnt nach dem Angriff auf saudische Ölanlagen vor einem neuen Krieg im Nahen Osten. Er hat einem Zeitungsinterview zufolge persönlich Vermittlungen zwischen den USA und dem Iran gestartet.

"Die Lage ist besorgniserregend. Es braucht nur wenig, damit noch etwas Grösseres passiert", sagte der 58-jährige FDP-Bundesrat in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Die USA verdächtigen den Iran hinter der Attacke vom vergangenen Wochenende, die Führung in Teheran bestreitet jede Verwicklung. In solch angespannten Situationen in der Welt könnten sehr rasch Kriege entstehen.

Die Huthi-Rebellen, die im Bürgerkrieg im Jemen vom Iran unterstützt werden, hatten sich zu Angriffen auf Ölanlagen des saudiarabischen Staatskonzerns Aramco in Abkaik und Churais am vergangenen Wochenende bekannt. Die US-Regierung macht dagegen den Iran verantwortlich, verlegt zusätzliche Truppen in die Region und kündigte Sanktionen an. Auch Saudi-Arabien sieht hinter den Angriffen "unzweifelhaft" den Iran. Die Führung in Teheran bestreitet jede Verwicklung.

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Cassis will sich nicht an "Spekulationen über die Urheberschaft der Angriffe" beteiligen. Er versucht laut eigenen Angaben in diesen Tagen, persönlich zu vermitteln. "Ich kann nicht in die Details gehen. Aber wir sind auf technischer und politische Ebene aktiv, Diplomaten, Staatssekretärin Baeriswyl und ich. Wir erbringen unsere guten Dienste."

Er habe selbst schon direkt zwischen den beiden Aussenministern auf höchster Ebene vermittelt, "mitunter einmal an einem Samstag zu Hause am Telefon", sagte Cassis weiter. Die Schweiz stellt im Rahmen eines Schutzmachtmandats zwischen den USA und Iran die Kommunikation sicher. Die Schweiz vertritt offiziell die USA im Iran sowie Iran in Saudi-Arabien und Saudi-Arabien im Iran.

Darüber hinaus ist Cassis zuversichtlich, dass die Schweiz bis 2023 Einsitz im Uno-Sicherheitsrat nimmt. "Ich stehe vorbehaltlos hinter Kandidatur", sagte er. "Das Volk hat 2002 dem vollen Uno-Beitritt zugestimmt, ohne Ausnahme für den Sicherheitsrat." Bedenken bezüglich der Neutralität seien geklärt worden. Rechtlich gebe es kein Problem. Die Mitgliedschaft im Sicherheitsrat verhelfe der Schweiz zu mehr Reputation.

(SDA/cash)