Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigte am Montag Angaben der Gratiszeitung "20 Minuten". Die Zahlen seien sogar Unterschätzungen, schrieb das BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Viele trotz doppelter Impfung angesteckte Menschen - sogenannte Impfdurchbrüche - seien weder in einem Spital noch ambulant erfasst worden. Auch wenn die tatsächliche Zahl deshalb höher liegen dürfte, bewege sie sich im erwarteten Rahmen, hielt das BAG fest.

Die Impfungen schützen nicht zu 100 Prozent. In der Schweiz sind Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech zugelassen. Beim Impfstoff von Pfizer/Biontech erreicht die Schutzwirkung vor einer Infektion mit der Delta-Variante gemäss Herstellerangaben 88 Prozent. Für die Moderna-Impfung liegt der Wert gemäss einer US-Studie gleich hoch.

Das wird allerdings bezweifelt; eine israelische Studie geht für beide Produkte von einem Infektionsschutz von 65 Prozent aus. Die Wirkung gegen einen schweren Krankheitsverlauf liegt indessen bei beiden Impfstoffen auch bei der Delta-Mutation höher.

Für wie viele der Impfdurchbrüche die stärker ansteckende Delta-Variante des Coronavirus in der Schweiz verantwortlich ist, ist nicht bekannt. Anzunehmen ist, dass sich die Zahl analog der steigenden Dominanz der erstmals in Indien festgestellten Mutation entwickelt. Der geschätzte Anteil der Neuansteckungen mit der Delta-Mutation liegt im Sieben-Tage-Schnitt derzeit bei 96,7 Prozent.

Dritte Impfdosis offen

Zur Frage einer eventuell nötigen dritten Impfdosis hielt das BAG fest, aktuelle Daten würden zeigen, dass eine vollständige doppelte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff einen guten Schutz gegen die aktuellen Virusvarianten biete.

Dieses Jahr sei darum keine Auffrischimpfung für die breite Bevölkerung vorgesehen. Die Lage werde eng verfolgt und eine allfällige Anpassung der Impfempfehlung laufend geprüft.

Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset hatte im Mai auf Twitter mitgeteilt, der Bund sichere sich für 2022 sieben Millionen Dosen der Auffrischimpfung, die Moderna entwickelt. Noch einmal gleich viele Dosen könnten im Lauf des Jahres folgen, wenn das nötig werde.

Nach aktuellem Stand sind in der Schweiz 4'810'884 Personen vollständig geimpft. Sollten die von den Herstellern angegebenen 88 Prozent Schutz vor Infektionen stimmen, müsste die Schweiz aufgrund der voll Geimpften von über 570'000 Impfdurchbrüchen ausgehen. Legt man die israelisch Studie mit einer Wirksamkeit von 65 Prozent zugrunde, wären es 1,7 Millionen.

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(AWP)