Carolyn Maloney und Stephen Lynch, Vorsitzende zweier wichtiger Ausschüsse im Repräsentantenhaus, übermittelten die Aufforderung in einem Brief an Gottstein. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Dow Jones".

Demnach gebe es Berichte, dass die Credit Suisse Dritte aufgefordert habe, Kundendokumente zu schreddern, die mit Oligarchen zu tun gehabt hätten. Darüber wollen die Abgeordneten Einzelheiten bekommen.

"Dieser Bericht gibt Anlass zu erheblicher Sorge darüber, wie die Credit Suisse die strengen Sanktionen einhält, die die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten und Partner gegen die Urheber und Hintermänner der brutalen und unprovozierten Invasion Russlands in der Ukraine verhängt haben", schreiben die Politiker. 

In dem Brief an Konzernchef Thomas Gottstein sei dem Institut eine Frist bis zum 11. April gesetzt worden, Dokumente ab Januar 2017 vorzulegen.

Die Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme ab.

Aktie fällt

Anfang Monat hatte die "Financial Times" berichtet, dass Credit Suisse Hedge Fonds und Investoren zur Vernichtung von Dokumenten über die Jachten und Privatjets ihrer reichsten Kunden aufgefordert habe. Das Institut dementierte den Bericht später. In dem Schreiben äusserten Carolyn Maloney und Stephen Lynch dem "Wall Street Journal" zufolge ihre Besorgnis über den Zeitpunkt der Anweisung der Bank zur Vernichtung von Dokumenten. Denn diese sei mit der Erklärung der Schweiz zusammengefallen, sich den EU-Sanktionen anzuschliessen.

Eine mit der Situation vertraute Person erklärte, bei der Credit Suisse seien weder kundenbezogene noch andere Daten gelöscht worden. Zudem bestehe kein Zusammenhang mit der jüngsten Einführung von zusätzlichen Sanktionen. 

Die Aktie der Credit Suisse fiel nach der Publikation des Dow-Jones-Artikels bis 3 Prozent und schloss noch 2,1 Prozent im Minus. Der Swiss Market Index ging 0,3 Prozent höher aus dem Handel.

Russland-Geschäft reduziert

Im Lauf des Tages war ebenfalls bekannt auch geworden, dass die Credit Suisse Group ihr Neugeschäft in Russland gestoppt hat und ihr vorhandenes Engagement reduziert. Damit folgt sie dem Beispiel anderer Banken, die sich nach dem Einmarsch in der Ukraine zurückgezogen haben.

Laut einem internen Dokument, das Bloomberg einsehen konnte, unterstützt die CS ihre Kunden dabei, ihr Russland-Engagement abzubauen. Zudem habe sie operative Tätigkeiten verlagert und ermögliche es Mitarbeitern, in andere Länder umzuziehen. Eine Sprecherin der Credit Suisse bestätigte den Inhalt des Dokuments.

Die CS hatte Anfang März ihr Russland-Engagement mit rund 848 Millionen Franken per Ende letzten Jahres und rund 125 Mitarbeitern beziffert. Etwa 4 Prozent des verwalteten Vermögens entfielen auf russische Kunden. CEO Thomas Gottstein hatte am 15. März erklärt, die Bank verfüge über ein "sehr gut funktionierendes Risikomanagement in dieser Situation".

(Bloomberg/Reuters)