In den vergangenen Tagen erklärten Marktbeobachter sinkende Börsenkurse vor allem in Asien und Europa mit Sorgen vor der politischen Lage: Am Sonntag wählt Frankreich, im Juni überraschend auch Grossbritannien. Später im Jahr finden in Deutschland Bundestagswahlen statt, möglicherweise auch noch in Italien. US-Präsident Donald Trump stösst bei der Umsetzung seiner Steuersenkungs-Pläne auf Widerstand. Daneben schwelen militärische Konflikte in Syrien und Korea.

Der Ausgang des ersten Wahlgangs der französischen Präsidentschaftswahlen ist nicht gewiss: Die vier Kandidaten mit Aussichten, in die Stichwahl zu kommen, liegen in Umfragen dicht beieinander: Der linksliberale Emmanuel Macron kommt auf 23 Prozent, der Konservative François Fillon auf 19 Prozent. Dazwischen rangieren die rechtsnationalistische Marine Le Pen und der Antikapitalist Jean-Luc Mélenchon. Die Finanzmärkte sind unruhig, weil nur vier Prozentpunkte Unterschied über das Feld der vier Kandidaten keine verlässliche Prognose ermöglichen. 

Thomas Steinemann, Anlagechef der Zürcher Privatbank Bellerive, hält die Nervosität sowohl bezüglich Frankreichs als auch der anderen Länder aber für übertrieben: "Es handelt sich um demokratische Wahlen in demokratischen Staaten", sagt er im cash-Börsen-Talk. Selbst unerwartete Ergebnisse wie das EU-Austrittsvotum in Grossbritannien oder die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im vergangenen Jahr hätten nur vorübergehend für Verwirrung gesorgt: "Auch ein Trump ist in der Realität angekommen und kann nicht machen, was er will, wie wir nun gesehen haben."

Wachstumsdaten entscheiden über den Markt

Viel gravierender ist aus Sicht des Anlageexperten der potentiell nukleare Konflikt auf der koreanischen Halbinsel: "Dort geht es um viel, und wir sprechen von Atomwaffen." Auch die Börsen müssen die Drohgebärden des Regimes in Nordkorea und die Gegenreaktionen der USA ernst nehmen, wie Steinemann betont. Ein Hochschaukeln des Konfliktes hätte andere Dimensionen als demokratische Wahlen in einem westlichen Land: "Man kennt das Regime in Nordkorea nicht richtig, und es lässt sich nicht kontrollieren." 

Eine Eskalation in Fernost könnte an den Börsen jähe Kursstürze auslösen. Selbst bei Kriegen würde sich mit der Zeit wieder ein "courant normal" an den Märkten einstellen, sagt Steinemann. Die Aktienmärkte orientierten sich letzlich am Gewinnwachstum der Unternehmen und dem Wirtschaftswachstum. Diese sei überall in der Welt robust: "Selbst in Europa, dem Sorgenkind, sind die Stimmungs- und Wirtschaftsindikatoren gut."

Im cash-Börsen-Talk nimmt Thomas Steinemann die Börsenentwicklung im SMI unter die Lupe und gibt eine Einschätzung ab, wie sich der Markt in den nächsten Monaten entwickelt. Er erklärt, weswegen er den zyklischen Sektor im Moment bevorzugt und er nennt eine Reihe von gross und kleiner kapitalisierten Aktien, mit denen sich Anleger über den Sommer eindecken sollten.