Biden erklärte: "Ich habe die grosse Ehre, bekanntzugeben, dass ich Kamala Harris - eine furchtlose Kämpferin für die einfachen Menschen und eine der besten öffentlichen Bediensteten des Landes - als meinen Running Mate ausgewählt habe." Der 77-Jährige hatte bereits Mitte März angekündigt, im Fall eines Wahlsiegs eine Frau zur Vizepräsidentin zu machen.

Infolge der landesweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis war der Druck auf Biden gewachsen, eine nicht-weisse Frau aus der Liste der potenziellen Kandidatinnen zu wählen. Harris galt als Favoritin.

Die 55-Jährige ist die zweite schwarze Amerikanerin in der Geschichte, die in den US-Senat gewählt wurde. Sie gehört zu den bekanntesten schwarzen Politikerinnen des Landes. Harris wollte im November eigentlich selbst gegen Trump antreten und hatte versprochen, das Land wieder zusammenbringen zu wollen. Zu Beginn galt sie als chancenreiche Kandidatin. Ihre Kampagne entpuppte sich am Ende aber als Enttäuschung.

Ihre Beziehung zu Biden gilt als gut, auch wenn die beiden im Präsidentschaftsrennen einige Male aneinandergerieten. Als Generalstaatsanwältin habe sie eng mit Bidens Sohn Beau zusammengearbeitet, zusammen hätten sie es mit den grossen Banken aufgenommen, die arbeitende Bevölkerung unterstützt und Frauen und Kinder vor Missbrauch geschützt, erklärte Biden. "Ich war damals stolz und ich bin jetzt stolz, sie als meine Partnerin in dieser Kampagne zu haben."

Bidens Entscheidung war mit Spannung erwartet worden, weil sie sich nicht nur auf seine Wahlchancen auswirken dürfte, sondern auch entscheidend auf die Zukunft des Landes auswirken könnte. Bei Amtsantritt wäre Biden 78 Jahre alt. Es wird erwartet, dass er nur eine Amtszeit lang regieren würde, sollte er die Wahl am 3. November gewinnen. Als Vizepräsidentin könnte sich Harris an seiner Seite profilieren und den Weg dafür bereiten, sein Erbe anzutreten. Biden war Vizepräsident unter dem früheren Präsidenten Barack Obama.

Biden liegt in Umfragen derzeit deutlich vor Trump. Wegen des komplizierten Wahlsystems sind diese Prognosen allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Zudem kann in den USA in den verbleibenden Wochen bis zur Wahl erfahrungsgemäss viel passieren.

Die Corona-Pandemie hat den Wahlkampf komplett auf den Kopf gestellt. Negativ wirkte sich das auf Bidens Kampagne bislang nicht aus. Trotz Trumps fast täglicher Auftritte blieb Biden seit der Zuspitzung der Krise zumeist zuhause in seinem Haus im Bundesstaat Delaware, ging zuletzt aber immer öfter in die Offensive. So stellte er einen Investitionsplan und seine Absichten im Kampf gegen den Klimawandel vor./lkl/DP/he

(AWP)