Der chinesische Immobilienentwickler Evergrande könnte diese Woche seinen Moment der Wahrheit erleben. Zahlt Evergrande zumindest Kupons an Anleihegläubiger weiter, nachdem Zahlungen an Banken und Lieferanten bereits ausbleiben? Eine der Anleihen handelt bereits bei weniger als 30 Prozent ihres Nennwert. Fitch Ratings sprach diesen Monat bereits vom Risiko eines "wahrscheinlichen" Zahlungsausfalls. Der Alptraum der Märkte wäre ein unkontrollierter Zusammenbruch – das Unternehmen hat wahnwitzige 300 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten.

Der Markt versucht zu greifen, welche Konsequenzen für die westliche Welt drohen: geht die Geschichte aus wie der Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008, der die Finanzwelt zum Stillstand brachte? Oder wie der des Hedgefonds Long Term Capital Management im Jahr 1998, als die US-Notenbank Fed die Gläubiger drängte, den Fonds zu retten und die Zinsen senkte? Den Zusammenbruch von Lehman 10 Jahre später nahm die US-Regierung in Kauf: sie sah zu viel Moral Hazard - hochspekulative Geschäfte aufgrund der Gewissheit, die Behören würden im Zweifel das Schlimmste verhindern.

(Bloomberg)