Die Angst vor dem Stagflations-Gespenst wächst. Das Risiko einer hohen Inflation bei gleichzeitig niedrigem Wachstum nimmt für die Weltwirtschaft zu. Besonders im Blick der Investoren weltweit bleiben die auf hohem Niveau stehenden Ölpreise - der Preis der Sorte Brent hat dieses Jahr bereits 62 Prozent an Wert gewonnen. Die steigenden Rohstoff- und Energiepreise gelten derzeit als der Haupttreiber für die anziehenden Inflationsraten.

Gleichzeitig haben sich die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft verschlechtert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist im aktuellen Bericht weniger optimistisch als noch im Juli. "Der Ausblick für die ärmeren Entwicklungsländer hat sich deutlich verdunkelt", schrieb IWF-Chefökonomin Gopinath mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Auch die kurzfristigen Aussichten der Industrieländer hätten sich unter anderem wegen Problemen mit globalen Lieferketten verschlechtert. 

Für dieses aufziehende Stagflations-Umfeld empfiehlt die Deutsche Bank den Schweizer Franken als Absicherung. Die Attraktivität des Frankens beruht teilweise auf dem Inflationsmandat der Schweizer Nationalbank SNB. Dieses sei strenger als das seiner Konkurrenten, schreibt Deutsche-Bank-Stratege Robin Winkler. Sollte sich die europäische Inflation weiter verschlechtern, "könnte die SNB einen stärkeren Franken als erste Verteidigungslinie gegen einen Inflationsimport tolerieren".

Auch die Schweizer Wirtschaft stehe unter einem geringeren Kostendruck als der Rest des Kontinents. Weniger als 1 Prozent der Energie kommt aus fossilen Brennstoffen, und die Schweiz hat einen vernachlässigbaren Seehandel. Der vielbeachtete Baltic Dry Index befindet sich auf dem höchsten Stand seit 2008. Dieser bildet die Transportpreise für Güter wie Kohle, Eisenerz, Zement und Getreide auf wichtigen Schiffsrouten ab.

Kursentwicklung des Baltic Dry Index seit dem Jahr 2000 (Quelle: cash.ch).

Winkler schreibt weiter, dass die Widerstandsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft gegenüber steigenden Kosten "zu einer Ausweitung der realen Zinsdifferenz gegenüber Grossbritannien und der Eurozone führen sollte". Er favorisiere insbesondere eine Long-Position des Frankens gegenüber dem britischen Pfund und dem polnischen Zloty.

(Bloomberg/cash)