"Man muss ein wenig in diese Blase stechen", sagte Gorman am Donnerstag in einem Interview mit Bloomberg Television über die grosse Diskussion um Zinserhöhungen der Notenbank Federal Reserve. "Das Geld ist im Moment ein bisschen zu günstig und zu verfügbar."

Die Banken gehören zu jenen Branchen, denen höhere Zinsen zugute kommen. Allerdings sind Banken auch rege am Aktienhandel beteiligt, der in den vergangenen zehn Jahren sehr gut von den extrem tiefen Zinsen und der lockeren Geldpolitik der Notenbanken gelebt hat. Hinweise auf eine Straffung der Geldpolitik werden in der Regel mit einem Rückgang der Vermögenspreise etwa bei Aktien beantwortet. Der Chef von Morgan Stanley sagte jedoch, dass dies diesmal kein Grund zur Besorgnis sein sollte.

Für den Morgan-Stanley-CEO spielt jetzt auch die Inflation eine wichtige Rolle. Gorman verwies auf Lohnerhöhungen, Engpässe in den Lieferketten und steigende Rohstoffpreise, die die Inflation in die Höhe treiben. Nicht alles davon sei ein vorübergehendes Phänomen, was die Federal Reserve zwinge, etwas aggressiver vorzugehen, als es die Geldpolitiker derzeit prognostizieren, so Gorman.

Seine Kommentare unterstreichen die am Mittwoch von Goldman-Sachs-Präsident John Waldron geäusserten Bedenken, der ebenfalls die erhöhte Inflation nicht für temporär hält. Larry Fink, CEO von BlackRock, erklärte in einem Interview mit CNBC, dass die Teuerung "definitiv nicht vorübergehend" sei, und Jamie Dimon, Chef von JPMorgan, befand, dass die Preisanstiege in den nächsten Quartalen wahrscheinlich nicht nachlassen werde.

Noch zehn Zinserhöhungen bis «normal»

Wann sollte die Fed also handeln? "Ich würde auf jeden Fall im ersten Quartal des nächsten Jahres damit beginnen", sagte Gorman. "Sie hat eine Menge Spielraum, sich zu bewegen." Die Zinssätze im nächsten Jahr zu erhöhen, sei weder ein Anzeichen einer Krise noch unerwartet, sagte er. "Ich denke, der Markt hat verstanden, dass sich die Fed bewegen muss, nicht nur beim Tapering, sondern auch bei Zinserhöhungen", sagte er. "Und nebenbei bemerkt sind wir zehn Zinserhöhungen von dem entfernt, was als normal angesehen werden würde."

 

 

Gorman, dessen Bank diese Woche ihre Quartalszahlen vorgelegt hat, erregte aber noch mit einer zweiten Aussagen Aufsehen. "Ich glaube nicht, dass Krypto eine Mode ist. Ich glaube nicht, dass es wieder verschwindet", sagt Gorman in einer Konferenzschaltung mit Analysten. Während Bitcoin wieder die Marke von 60'000 Dollar überschreitet und noch rund 10 Prozent vom Rekordhoch vom vergangenen April entfernt ist, lobt Gorman insbesondere die Möglichkeiten, welche die Blockchain-Technologie biete. Zu den weiterhin umstittenen Fundamentaldaten von Bitcoin äusserte sich Gorman zurückhaltend: "Ich weiss nicht, was der Wert von Bitcoin sein sollte oder nicht sein sollte." Morgan Stanley will weiterhin Kryptowährungen von Kunden nicht direkt handeln lassen, ermöglicht aber über Fonds den Zugang zu Krypto-Anlagen.  

Auch die Chefin der Citigroup, Jane Fraser, lässt ähnliche Haltung zu Kryptowährungen erkennen, oder zumindest zur Technologie. "Als Bank sind wir gegenüber Krypto ziemlich vorsichtig", schrieb sie in einer Mitteilung. "Wir gehen mit grosser Zurückhaltung bei dieser Sache, dahingehend, was der zugrundeliegende Wert ist und was dieser nicht ist", so Fraser. Sie sei aber durchaus einigermassen begeistert über die Technologien hinter Krypto. 

Gorman und Frasers verhalten-wohlwollende Einstellung zu Kryptowährungen kollidiert nach wie vor mit den Ansichten von Jamie Dimon, dem Chef von JPMorgan. "Persönlich glaube ich, dass Bitcoin nichts wert ist", sagt Dimon diese Woche in einer häufig zitierten Rede am Institute of International Finance. 

(Bloomberg/cash)