Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine könnte die Pipeline aber nun dazu beitragen, Europa von russischem Gas unabhängiger zu machen. Es fehlen noch 226 Kilometer von Hostalric in Katalonien über die Pyrenäen bis nach Barbaira in Frankreich, Bauzeit mindestens zwei Jahre. Spanien möchte, dass die EU den Bau finanziert.

"Wir glauben, dass die Iberische Halbinsel eine Alternative bietet und zur Diversifizierung beitragen kann", betonte Dold in dem auf Spanisch geführten Interview. Spanien bezieht einen Teil seines Erdgases über Pipelines aus Algerien. Zudem gibt es im Land sechs Flüssiggasterminals sowie einen in Portugal. Allein die spanischen Anlagen haben eine Jahreskapazität von 60 Milliarden Kubikmetern, von denen das Land nur die Hälfte für den Eigenbedarf nutzt.

Bisher gibt es nur zwei kleinere Gaspipelines von Spanien über die Pyrenäen Richtung Norden mit einer Kapazität von insgesamt 8 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Die wegen des Krieges gestoppte Nord Stream 2 hat eine Kapazität von mindestens 55 Milliarden Kubikmetern.

Dold betonte die künftige Bedeutung Spaniens für die Gasversorgung Europas. "In erster Linie wegen seiner Verbindungen nach Nordafrika, nach Algerien und auch nach Marokko", sagte der Diplomat. Es könnte aber auch Flüssiggas aus den USA und anderen Ländern weiterleiten oder für eine spätere Umverteilung in Europa auf dem Seeweg speichern. Über entsprechende Pläne für Gaslieferungen per Schiff von Barcelona nach Italien berichteten kürzlich spanische Medien. Später könnten die Anlagen auch für die Versorgung mit grünem Wasserstoff dienen, sagte Dold./ro/DP/ngu

(AWP)