Länger gedulden müssen sich hingegen die Menschen in Schottland, wo die Wahl zum Regionalparlament als Weichenstellung für eine mögliche Abspaltung des Landesteils von Grossbritannien gewertet wird. In England wurden neben Gemeinde- und Bezirksräten in vielen Städten auch neue Bürgermeister bestimmt - unter anderem in London. Hier könnten Ergebnisse sogar bis Sonntag auf sich warten lassen.

Da Berichte über Wahlkampfthemen und Umfragen in Grossbritannien nicht veröffentlicht werden dürfen, solange die Wahllokale geöffnet sind, spielte das Thema am Donnerstag in den Medien praktisch keine Rolle. Stattdessen twitterten viele Menschen Fotos von ihren Hunden, die sie beim Wahlgang begleiteten. Für Heiterkeit sorgte auch das Foto einer Wahlurne im Kofferraum eines Autos - angeblich war der Mesner einer Kirche, in der das Wahllokal eingerichtet werden sollte, nicht rechtzeitig zur Öffnung um 7 Uhr Ortszeit erschienen. Auch Bilder von verschneiten Wahllokalen in Teilen Schottlands kursierten im Internet. Wegen der Corona-Pandemie wurde auf Nachwahlbefragungen verzichtet und die Auszählung teilweise verzögert.

Der Ausgang der Nachwahl in Hartlepool wird als wichtiger Stimmungsmesser für den konservativen Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Keir Starmer von der Labour-Partei betrachtet. Der Norden Englands gilt traditionell eigentlich als Hochburg der Sozialdemokraten - gleichzeitig war dort aber die Zustimmung zum Brexit sehr hoch. Bei der vergangenen Parlamentswahl konnten Johnsons Konservative daher Labour viele Sitze abjagen. Würde nun auch Hartlepool in Tory-Hände fallen, wäre das eine herbe Niederlage für Starmer, der sich zum Ziel gesetzt hatte, den Trend umzukehren.

Auch bei der Parlamentswahl in Wales dürfte schon im Laufe des Freitags ein Ergebnis feststehen. Umfragen zufolge lagen die regierenden Sozialdemokraten von Labour unter der Führung von First Minister Mark Drakeford vor den Konservativen und der für die Unabhängigkeit des Landesteils eintretenden Plaid-Cymru-Partei.

Für die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Parlamentswahl in Schottland müssen sich die Briten wohl noch bis Samstag gedulden. Die regierende Schottische Nationalpartei SNP hofft dort auf eine absolute Mehrheit, um ihrer Forderung nach einem zweiten Unabhängigkeitsreferendum Nachdruck zu verleihen. Für eine Volksabstimmung ist die Zustimmung der Zentralregierung in London notwendig. Premierminister Boris Johnson lehnt das jedoch bislang ab./cmy/DP/zb

(AWP)