"Der Sieger bei diesem Deal wird eindeutig Neuseeland sein, dem es ermöglicht wird, die Lebensmittelexporte nach Grossbritannien zu steigern, was eine grosse Bedrohung für die walisischen und britischen Landwirte sowie für unsere Ernährungssicherheit darstellt", sagte Roberts. Er verwies darauf, dass Neuseeland mit gut 5 Millionen Menschen weniger Einwohner habe als Schottland (5,4 Millionen).

Die Bauern warnen, dass heimische Landwirte durch billigeres Lammfleisch aus Neuseeland verdrängt werden könnten. Eine Analyse der britischen Regierung hatte ergeben, dass das Abkommen für die eigene Wirtschaft kaum oder gar keine Vorteile bietet. Der Handel mit der ehemaligen Kolonie macht 0,2 Prozent des britischen Aussenhandels aus.

Bereits im ersten Jahr dürften zollfreie Lammfleischimporte aus Neuseeland laut Abkommen um 30 Prozent steigen. Nach fünf Jahren betrage das Plus bereits 44 Prozent, danach folgten weitere Steigerungen, bis es nach 15 Jahren gar keine Zölle mehr gebe, kritisierte der FUW. Auch bei Rindfleisch, Butter und Käse gebe es gewaltige Sprünge.

"Diese Vereinbarung - in Verbindung mit dem im Juni angekündigten Handelsabkommen mit Australien - lässt kaum Zweifel daran, dass die britische Regierung absichtlich oder fahrlässig die britische Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherheit untergräbt", betonte Roberts. Dieser Eindruck werde noch dadurch verstärkt, dass britische Landwirte weniger Unterstützung erhielten, aber mehr Bürokratie und Regulierungen zu erleiden hätten.

Auch der britische Dachverband National Farmers' Union kritisierte das Abkommen. Mit dem Vertrag öffne Grossbritannien die Türen für erhebliche zusätzliche Mengen importierter Lebensmittel, bei denen die Herstellungsstandards unklar blieben. Für britische Landwirte gebe es fast keine Gegenleistung.

Für Grossbritannien ist die Vereinbarung vor allem eine strategische Entscheidung. London hofft auf eine Aufnahme in das Handelsabkommen CPTPP der Pazifikanrainer, um so letztlich Zugang zum US-Markt zu erhalten. Premierminister Boris Johnson hatte betont, das Land könne nach dem Brexit deutlich bessere Handelsverträge abschliessen./bvi/DP/zb

(AWP)