Deshalb habe sich die Branche widerstandsfähiger erwiesen als zunächst erwartet, sagte Leach. Nach jüngsten Angaben des Statistikamts ONS stiegen die Häuserpreise im Vereinigten Königreich bis November 2020 im Jahresvergleich um 7,6 Prozent. Die Entwicklung setzt sich fort: Dem Halifax House Price Index des Forschungsunternehmens IHS Markit zufolge legten die Preise auch im Januar deutlich zu, um 5,4 Prozent zum Vorjahresmonat. Ganz ähnlich verlief auch die Entwicklung in Deutschland.

Von dem Trend profitierten in Grossbritannien auch Handwerker sowie Wohnungs- und Büroausstatter, wie Leach sagte. Viele Menschen hätten Türen, Schreibtische, Stühle und Arbeitsgeräte gekauft, um ihre Wohnungen aufzuhübschen. "IT-Unternehmen haben ebenfalls sehr gut abgeschnitten", sagte die Konjunkturexpertin.

Als Folge von Pandemie und Homeoffice ziehen zudem immer mehr Menschen aus grossen, teuren Städten wie London aufs Land. "Es ist zu sehen, dass Aktivitäten auf dem Wohnungsmarkt ausserhalb der Stadtzentren zunehmen", sagte Leach. Viele Menschen stellten sich darauf ein, nicht mehr oder nur noch selten zur Arbeit zu pendeln. "Die Extrazeit investieren sie in ein grösseres Haus, einen grösseren Garten", sagte die Fachfrau.

Allein London hat einer Studie zufolge während der Pandemie bis zu 700 000 Einwohner verloren. Dazu gehörten demnach viele Ausländer, die arbeitslos wurden und in ihre Heimat zurückkehrten. Aber viele Menschen seien auch in den Speckgürtel oder weiter aufs Land gezogen. "Das wird enorme Veränderungen hervorrufen", sagte Leach. Die Wirtschaftstätigkeit werde sich gleichmässiger aufs Land verteilen.

Doch nicht die gesamte Immobilienbranche hat profitiert: Wegen des Trends zum Homeoffice haben Preise für Gewerbeimmobilien gelitten. In London fielen die Mieten übers Gesamtjahr um 7,6 Prozent, wie der Immobilienkonzern CBRE ermittelte. Und auch im Privatsektor könnte mit dem Boom bald Schluss sein. Die Stempelsteuer muss von April an wieder bezahlt werden. Ausserdem befürchten Experten einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, wenn ein staatliches Unterstützungsprogramm ausläuft, das bisher viele Jobs sichert./bvi/DP/fba

(AWP)