Den Auftakt zum diesjährigen Schweizer Medienkongress im KKL Luzern machte Schneider-Ammann, und er machte ihn auf Französisch: "Mes chers malades", begann der Wirtschaftsminister und trug einen Teil seiner berüchtigten Rede zum Tag der Kranken vor, die ihm 2016 laut eigenen Angaben seine 15 Minuten Berühmtheit eingetragen habe.

Der damalige, ungewollt komische Auftritt, der von den Medien weltweit teilweise mit Häme aufgenommen wurde, habe ihn zwar sogar Bekanntschaft bei Barack Obama eingebracht. "Orban aus Ungarn, den hat er nicht gekannt", bemerkte Schneider-Ammann, gab den Anwesenden Medien-Vertretern aber gleichzeitig zu bedenken, dass oft nicht die von den Medien exponierte Person am meisten leide, sondern die Familie, die dahinter stehe.

Er sei nicht der Liebling der Medien gewesen, sagte der Magistrat, der am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt hatte. Umgekehrt sei er stets ein Liebhaber der Medien geblieben - sein Tag starte am frühen Morgen mit der Zeitungslektüre.

Spannungsfeld der Medien

Zwar sei er ab und zu von Artikeln enttäuscht, doch er respektiere die Journalistinnen und Journalisten in ihrer Arbeit. Aber er habe sich immer wieder vor Augen geführt, in welchem Spannungsfeld die Verlage und die Medienschaffenden stünden.

So halte er nun ein Plädoyer für die Medien im Umbruch, die sich wieder auf die Kernaufgabe ihrer Arbeit besinnen sollten. "Nur den Medien scheint die Hülle ab und zu wichtiger als die Substanz", sagte er. Grosse Sprüche würden für voll und Ablenkungsmanöver hingenommen.

Dabei wäre es die Aufgabe der Medien, die ihre unerlässliche Rolle in der Demokratie legitimiere, hinter die Fassade zu blicken und so die Substanz aufzudecken. Ob es den Politikern gefalle oder nicht.

Die professionellen Medien sollten sich konsequenter auf den Kern ihrer Daseinsberechtigung konzentrieren, wenn sie relevant bleiben wollten. "Nur wer relevant bleibt, wird bezahlt." Diese Ausrichtung fehle ihm bisweilen in der Beliebigkeit zwischen "Infotainment und Newsbolzerei".

Doppelrücktritt nicht geplant

Im Gespräch mit Moderatorin Susanne Wille äusserte sich Schneider-Ammann zudem zu seinem Rücktritt und jenem von Amtskollegin Doris Leuthard. Der Doppelrücktritt sei nicht geplant gewesen. Angesprochen, ob er sich eine Frau als Nachfolgerin wünsche, liess er sich entlocken, dass dies der FDP gut anstehen würde.

Das Swiss Media Forum dauert noch bis am Freitag. Anwesend sind rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Medienbranche.

mk

(AWP)