Der Bundesrat prüft weitere Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) hat ihrerseits die Kantone aufgefordert, bereits vorher Massnahmen zu ergreifen, wenn dies notwendig ist.

Das ist das Resultat des Treffens zwischen Gesundheitsminister Alain Berset und den Kantonen, das Berset und GDK-Präsident Lukas Engelberger am Donnerstagnachmittag  präsentierten.

Ausweitung der Maskenpflicht?

Die Kantone seien nun aufgefordert, weitere Massnahmen zu ergreifen, wenn es die Lage verlange, sagte Engelberger. Konkret nannte er eine Ausdehnung der Maskenpflicht am Arbeitsplatz, eine Beschränkung von Personenansammlungen im öffentlichen Raum, Einschränkungen von Freizeit- und Tanzveranstaltungen und strengere Regeln in Restaurants und Discos. Verschärfungen der Massnahmen auf Kantonsebene seien in den nächsten Tagen zu erwarten.

Gleichzeitig forderten die Kantone den Bundesrat auf, weitere Massnahmen in den ähnlichen Bereichen auch auf Bundesebene zu ergreifen. Dies unterstütze die Autorität der Massnahmen und helfe den Kantonen bei der Durchsetzung.

Im Freizeitverhalten Verzicht üben

Die Bevölkerung rief Engelberger auf, die sozialen Kontakte einzuschränken: "Es braucht nicht einen Lockdown, sondern einen Slowdown", sagte er. Alle seien nun gefordert, ihren Beitrag zu leisten. "Wir wollen, dass die Wirtschaft, die Bildung und das Leben weitergehen können", betonte er. "Wir müssen aber bereit sein, im Freizeitverhalten Verzicht zu üben und Einschränkungen hinzunehmen." Sonst steige das Risiko, dass stärkere Massnahmen nötig würden.

Die Massnahmen verursachen auch Kosten. Dazu sagte Engelberger, dass die Kantone nicht bereit seien, die im Gesundheitswesen verursachten Kosten alleine zu tragen. Für die Spitäler sind die Kantone zuständig. "Über die finanziellen Themen werden wir später reden müssen," sagte er. Wer nicht auf eine unbedingt notwendige Operation angewiesen sei, müsse wie im Frühling damit rechnen, dass diese verschoben werde.

Bundesweite Massnahmen am Mittwoch

Das Treffen mit den Kantonen habe gezeigt, dass sich alle bewusst seien, wie ernst die Lage ist, sagte Berset. Massnahmen auf Bundesebene seien nicht vor kommendem Mittwoch zu erwarten. Es bestünde eine gesetzliche Regelung, die verlange, dass die Massnahmen des Bundesrats auch mit den Kantonen besprochen würden. Diese Konsultation sei nun im Gang.

Ausserdem wolle der Bundesrat auch nicht vorschnell handeln: "Wir möchten uns nicht im Blindflug bewegen." Berset wiederholte, dass die neuen Massnahmen des Bundes drei Bereiche betreffen werden: Menschenansammlungen, Veranstaltungen und öffentliche Einrichtungen.

Schnelltests bald im Einsatz

Positiv sei, dass es bei den Tests keine Engpässe gebe. Auch bei den Schnelltest sehe es gut aus, sagte Berset. Die Evaluierung der Tests sei positiv ausgefallen. Trotzdem bestünden noch einige offene Fragen, bis die Tests zum Einsatz kommen könnten. So sei derzeit noch offen, wie und an wen die Schnelltests verteilt werden sollen oder wie die Resultate registriert werden sollen. Die Schnelltest würden aber gezielt eingesetzt, um die Pandemie zu bekämpfen: "Die Schnelltest sind nicht da, um Angestellte in Firmen oder Personen an der Grenze zu testen."

Westschweiz verschärft Massnahmen

Schon am Donnerstagmittag kommunizierte die Gesundheits- und Sozialdirektorenkonferenz der Westschweiz ihre empfohlenen Massnahmen. So sollen etwa Veranstaltungen im öffentlichen Raum auf zehn Personen beschränkt werden, Restaurants sollen um 23 Uhr schliessen und Sportarten mit Körperkontakt auf Amateurstufe sollen verboten. Bei Grossveranstaltungen soll eine Obergrenze von 1000 Besucherinnen und Besuchern gelten.

Die Konferenz besteht aus den Gesundheits- und Sozialdirektorinnen der Kantone Bern, Freiburg, Genf, Jura, Neuenburg, Tessin, Waadt und Wallis.

(AWP)