Konkret plant der Bundesrat, dass die bisher für Genesene ausgestellten Covid-Zertifikate statt 180 Tage neu 365 Tage gelten. Die verfügbaren Daten belegten eine ausreichende Schutzwirkung vor schweren Erkrankungen und Spitaleinweisungen, schreibt er dazu.

Zertifikat auch mit Antikörpertest

Da in der EU Zertifikate für Genesene mit wenigen Ausnahmen nur 180 Tage gültig sind, soll das auf ein Jahr verlängerte Zertifikat nur in der Schweiz benutzt werden können. Der Bundesrat plant mit dem von ihm zur Diskussion gestellten "Schweizer Covid-Zertifikat" aber noch weitere Öffnungen, wie er am Mittwoch mitteilte.

Wer von Covid-19 genesen ist, muss dies für ein Zertifikat heute mit einem PCR-Test belegen. Neu soll auch ein aktueller und positiver serologischer Antikörpertest zu einem Zertifikat führen. Dieser Test soll kosten, das so erhaltene Zertifikat neunzig Tage gültig sein, aber nur in der Schweiz.

Auch für Touristen plant der Bundesrat Erleichterungen. Ein nur in der Schweiz gültiges Zertifikat schlägt der Bundesrat auch für Personen vor, die mit einem nur von der WHO zugelassenen Impfstoff immunisiert sind. Zurzeit sind dies die chinesischen Impfstoffe Sinovac und Sinopharm. Doch das Zertifikat wäre nur dreissig Tage gültig. Der Bundesrat will so Wirtschaft und Tourismus unterstützen.

Zertifikat auch mit Impfstoffen aus China

Heute erhalten Touristen das in der Schweiz und in der EU gültige Zertifikat, wenn sie mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff geimpft sind. Das sind die in der Schweiz verwendeten Impfstoffe von Pfizer/Biontech, Moderna und Johnson&Johnson sowie Astrazeneca. Der russische Impfstoff Sputnik V ist in der EU noch in Prüfung.

Zugang zum maschinenlesbaren Schweizer Zertifikat sollen schliesslich auch Menschen haben, die sich aus medizinischen Gründen nicht gegen Covid-19 impfen lassen können. Für sie soll das Zertifikat ein Jahr lang gültig sein. Zugang zu Betrieben, Einrichtungen und Veranstaltungen haben diese Personen schon.

Die vom Bundesrat vorgeschlagene Öffnung des Zertifikats für weitere Personen sei in der jetzigen Phase der Pandemie vertretbar, sagte Gesundheitsminister Alain Berset in Bern vor den Medien. Es gehe um Personen mit einer "gewissen Immunität".

Mit den vorgeschlagenen Erleichterungen will der Bundesrat Anliegen des Parlaments aus der Herbstsession aufnehmen. Die Konsultation dazu läuft bis am 26. Oktober. Am 3. November will der Bundesrat definitiv entscheiden.

Keine Lockerung der Zertifikatspflicht

Eine Lockerung der Zertifikatspflicht, die von Parteivertreterinnen und -vertretern verschiedener Couleur verschiedentlich gefordert worden ist, ist für den Bundesrat noch kein Thema. Er diskutierte darüber, kam aber zum Schluss, dass die Risiken für das Gesundheitsweisen noch zu hoch seien, wie er mitteilte.

"Das Merkmal dieser Pandemie ist die Ungewissheit", sagte Berset dazu. "Wir wissen nicht, was kommt." Das Drei-Phasen-Modell sei noch immer gültig. In der geltenden Phase drei werde nur noch interveniert, wenn die Gefahr bestehe, dass das Gesundheitssystem überlastet werden könnte.

Der Bundesrat bleibt dabei, die Zertifikatspflicht unabhängig von der Durchimpfungsrate zu lockern. Er geht davon aus, dass in den nächsten Wochen die Fallzahlen nach dem Ferienende und vermehrten Zusammenkünften in Innenräumen wieder steigen dürften.

Alles, um Impfwillige zu erreichen

Laut Berset versuchen Bund und Kantone alles Mögliche, um alle Impfwilligen und damit eine höhere Impfquote zu erreichen. Die Impfung sei und bleibe der einfachste Weg, um die Pandemie zu bekämpfen.

Es gebe eine Korrelation zwischen Impfquote und Inzidenz pro Kanton, sagte der Gesundheitsminister. In Kantonen mit tieferer Impfquote stiegen die Fallzahlen derzeit stärker an als in Kantonen mit höherer Impfquote. "Das zeigt, dass die Impfung wirkt."

In den Niederlanden oder in Israel seien die Fallzahlen nach der Öffnung rasch angestiegen, die Spitäler erneut stark belastet, schreibt der Bundesrat. In beiden Ländern sei die Durchimpfungsrate bei der Öffnung ähnlich hoch gewesen wie derzeit in der Schweiz. Mitte November will der Bundesrat die Lage erneut beurteilen.

(AWP)