"Die Börsen sind politisch dominiert wie selten in meiner 60-jährigen Erfahrung". So sieht cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk die gegenwärtige Entwicklung an den Finanzmärkten. Das verunsichert laut Herbert Institutionelle Investoren. Das hat seinen Grund: Solange der US-Präsident keine klare Meinung habe zu diversen Themen, könnten sich auch die Institutionellen keine Meinung bilden. "Das macht die Börse ein bisschen Wischiwaschi", sagt Herbert.

Trotz des Zickzack-Kurses von Trump ist die Börse in der Schweiz und anderswo gut in Fahrt: Der Swiss Market Index (SMI) konnte seit Jahresbeginn bereits 7 Prozent zulegen und liegt derzeit bei knapp 8850 Punkten. Alleine in dieser Woche sind es über 3 Prozent. Einen positiven Schub verlieh der Börse ein politisches Eregnis, nämlich die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahlen vom vergangenen Sonntag. Anleger stufen die Chancen als hoch ein, dass der gemässigte Emmanuel Macron und nicht die populistische Marine Le Pen neuer Präsident Frankreichs wird.

Die positive Grundstimmung könnte neben den Frankreich-Wahlen auch an Trumps steigender Lernkurve liegen: "Er hört inzwischen etwas mehr auf Berater, die etwas nüchterner denken als er", sagt Herbert. Ein weiterer wichtiger Grund für die gute Stimmung an den Märkten sind die Dividendenzahlungen an die Aktionäre. Statt das Geld zu horten und so mitunter auch Negativzinsen zu zahlen, legen es die Investoren lieber wieder an der Börse an. Das erhöht laut Herbert die allgemeine Nachfrage nach Aktien.

Und wann wird der SMI die 9000-Punkte knacken? "Demnächst", ist Börsenprofi Herbert überzeugt. Ein Tagesspurt könne dazu ausreichen, jedoch sei auch eine Konsolidierung nicht ausgeschlossen. Der Trend nach oben ist laut Herbert jedoch eindeutig. Sind die 9000 Punkte erreicht, würden die Marktteilnehmer bereits auf die 10'000-Punkte-Marke schauen.

Lonza weiterhin einen Kauf wert

Stichwort SMI: Dort wird es am 3. Mai zu einer Rochade kommen: Mit dem Zustandekommen der Übernahme durch Johnson & Johnson fällt die Aktie von Actelion aus dem Leitindex. Nachfolger wird Lonza.

Der Lifescience-Konzern aus Basel hat diese Woche verlauten lassen, dass man im ersten Quartal neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn erreicht hat. Gleichzeitig wurde die Guidance für das Gesamtjahr 2017 angehoben. Zwar hat sich die Lonza-Aktie in den letzten 12 Monaten bereits um beinahe 30 Prozent verteuert, doch ist Herbert – er hatte Lonza bereits vor einem Jahr zum Kauf empfohlen – noch immer ein Fan des Titels: "Eine Aktie, die weiterhin Freude macht", lautet seine Einschätzung.

Lonza habe in Amerika sehr clever expandiert, sei nun breiter abgestützt, und auch die Kapitalerhöhung zwecks Übernahme der US-amerikanischen Firma Capsugel sei richtig. Darüber hinaus müssten viele Fonds, welche den Leitindex SMI abbilden, nun auch Lonza zukaufen. Das wird sich laut Herbert positiv auf den Kurs auswirken.

Swatch und Richemont im Hoch

Die etwas überraschenden Überflieger an der Schweizer Börse sind in den letzten Monaten die beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch mit einer Peformance von plus 24 beziehungsweise plus 27 Prozent seit Jahresbeginn. Beide Firmen litten in den letzten Jahren unter dem schrumpfenden Luxusmarkt und deren Aktien erreichten schliesslich im Sommer 2016 Tiefststände.

Seither geht es aber in die andere Richtung. Wieso? «Man lag lange falsch bei Richemont und Swatch. Ausserdem besteht ein grosser Anlagebedarf ausländischer Anleger bei Schweizer Aktien. Sie nehmen Aktien, die noch Preiswert sind», erklärt Herbert den Grund für den Anstieg der beiden Uhrenhersteller. Er selbst empfiehlt beide Titel zum Kauf, wobei er Richemont leicht bevorzugt, da diese qualitativ besser abgestützt sei.

Im cash-Börsen-Talk sagt Alfred Herbert ausserdem, was er von der Kapitalerhöhung der Credit Suisse hält und welche weiteren Herausforderungen auf die Schweizer Grossbanken zukommen werden .