Die Vorschlag ist nicht neu, aber er wurde zuletzt von Andreas Höfert wieder ins Spiel gebracht. Der Chefökonom der UBS warf im Interview mit cash die Frage auf, ob die Schweiz nicht einen Staatsfonds nach dem Vorbild von Singapur einrichten sollte. Dies als zweites Standbein neben der traditionellen Geldpolitik der Nationalbank, nämlich der Überwachung der Preisstabilität.

Denn Singapur, so Höfert, leide unter ähnlichen Problemen wie die Schweiz. Der Geldfluss ins Land führe zu einer Aufwertung der Landeswährung, das Land schleuse das Geld zentral wieder heraus, indem es dazu einen Staatsfonds einsetzt und Anlagen im Ausland (vor allem Aktien) tätigt. Die Verluste der SNB im ersten Quartal deuteten darauf hin, dass die Währungsreserven der SNB nicht optimal angelegt seien. "Eine unabhängige Stelle wie ein Staatsfonds, der sich nicht um die Geldpolitik kümmern müsste, könnte das Verwalten dieser Reserven professioneller gestalten", so Höfert im cash-Interview.

Die Idee eines Staatsfonds findet auch bei cash-Lesern Anklang - und zwar deutlich. In einer Online-Umfrage mit 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sprechen sich 78 Prozent für die Etablierung eines Staatsfonds aus, 22 Prozent sind dagegen. Ein erstaunliches Ergebnis eingedenk der Tatsache, dass Schweizer in Sachen "Volksvermögen" eher skeptisch eingestellt sind.

Als Verfechter eines Schweizer Staatsfonds haben sich auch schon Vontobel-CEO Zeno Staub und Pictet-Partner Renaud de Planta geoutet. Ist ein Staatsfonds nun tatsächlich auch ein Heilbringer für kommende Generationen, weil dessen Erträge im Inland für verschiedene Zwecke wie etwa Bildung eingesetzt werden können? Oder sind Staatsfonds auch so etwas wie Finanzimperialismus? Auf diese Idee kann kommen, wer das Anlageverhalten der mächtigen Staatsfonds vor allem aus Asien und dem Mittleren Osten betrachtet. Wenn sie ihre Anlagestrategie ändern, dann geraten Regierungen und Unternehmen ins Zittern.

Planwirtschaftliches Instrument?

Staatsfonds halten mittlerweile auf der ganzen Welt wichtige strategische Beteiligungen an Unternehmen. Der Singapurer Staatsfonds Government of Singapore Investment Corp. (GIC) etwa hält, nebst vielen anderen grossen Investments, 7 Prozent an der UBS. Der Staatsfonds aus Norwegen, rund 900 Milliarden Dollar schwer und sich aus den Öleinnahmen des Landes alimentierend, ist einer der grössten Anleger der Welt. In der Schweiz ist er an fast der Hälfte der börsenkotierten Gesellschaften beteiligt.

Der ehemalige Chefökonom des Staatssekretariats für Wirtschaft und heutige Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti hebt genau aus diesem Grund den Warnfinger. Er sieht vor allem den planwirtschaftlichen Charakter eines Staatfonds - und warnt vor einer möglichen Politisierung der SNB.

Auch die Nationalbank selber hat sich wiederholt gegen die Errichtung eines Schweizer Staatsfonds ausgesprochen. Die Auslagerung der Devisenanlagen würde das Wechselkursrisiko für die Schweiz nicht reduzieren, ist eines ihrer Argumente. Eine Auslagerung der Devisen in einen Staatsfonds würde auch die Unabhängigkeit der Geldpolitik und der Nationalbank in Frage stellen sowie die Handlungsfähigkeit der Geldpolitik einschränken. 

SNB müsste Macht abgeben

Die ablehnende Haltung der SNB gegenüber einem Staatsfonds ist auch vor dem Hintergrund nachvollziehbar, als dass die SNB natürlich Macht abgeben müsste. Denn Zentralbank und Staatsfonds sollten wegen möglicher Interessenkonflikte getrennt sein.

Die Nationalbank selber erkannte indes den Handlungsbedarf bei der Bewirtschaftung ihrer Devisenanlagen auch. Die SNB-Devisenbestände sind sind in den letzten Jahren breiter diversifiziert worden. Sie kam weg von ausschliesslichen Investitionen in Staatsanleihen und Gold und investierte mehr in Richtung Aktien und Währungen. Rund 18 Prozent der Devisenbestände sind derzeit in Aktien angelegt.