Weitere Untersuchungen zur Bestimmung allfälliger Massnahmen seien notwendig, teilte der Kanton Wallis am Dienstag mit.

Die Lonza habe im Herbst 2021 infolge der auf der Deponie durchgeführten Analysen gemeinsam mit den Infrastrukturverantwortlichen auch Untersuchungen im Bereich der Kehrrichtverbrennungsanlage Oberwallis (KVO), der Bahninfrastruktur der Matterhorn Gotthard Bahn sowie der Autobahn A9 durchgeführt. Diese Bauten grenzen an die Deponie oder stehen auf ehemaligem Deponiegebiet und wurden bisher nicht "beprobt", wie der Kanton schreibt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden Ende April bei der Dienststelle für Umwelt eingereicht. Sie zeigen nun, dass der Untergrund unterschiedlich stark belastet ist.

Belastung teilweise «sehr hoch»

Stellenweise hohe Belastungen mit Quecksilber sowie organischen Schadstoffen wie Benzidin, Anilin und o/p-Toluidin wurden insbesondere im Bereich der KVO und der A9 gefunden. Die festgestellten Höchstwerte sind laut dem Kanton vergleichbar mit den Belastungen, die in anderen Sektoren der Deponie dokumentiert wurden, und können als "sehr hoch" eingestuft werden. Kaum belastet sei hingegen der Untergrund der Matterhorn Gotthard Bahn.

In einem nächsten Schritt müssten die neuen Ergebnisse in die Risikobewertung einfliessen und allenfalls durch weitere Untersuchungen ergänzt werden, schreibt der Kanton weiter. Erst dann könne abgeschätzt werden, welche Massnahmen in diesen Bereichen notwendig sein werden.

Priorität habe in einer ersten Phase die Reduktion der Schadstoffbelastung im Grundwasser, die Verstärkung der Sicherung der Deponie und die Sanierung des Deponiesektors mit dem höchsten Gefährdungspotential für das Grundwasser. Die Behandlung des Grundwassers im Abstrom der Deponie durch Biosparging - dem Einblasen von Luft in das Grundwasser zur Beschleunigung des biologischen Abbaus von Benzidin - habe bereits im Januar 2020 begonnen und werde laufend ausgebaut.

Umweltverbände drängen aufs Tempo

Die Untersuchungsergebnisse zeigten einmal mehr, dass eine sichere, einmalige und definitive Sanierung der Deponie Gamsenried dringlich sei, schreiben die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU), die Oberwalliser Gruppe für Umwelt und Verkehr (OGUV), Pro Natura Oberwallis und der WWF Oberwallis am Dienstag in einer Stellungnahme.

Die Lonza sei bereits massiv in Verzug, schreiben die Umweltverbände und fordern das Unternehmen erneut auf, die Planung der Sanierung so zu beschleunigen, dass das "Problem Gamsenried" in 15 Jahren für immer gelöst sei.

Sanierung dürfte Jahrzehnte dauern

Ende 2018 war im Grundwasser der Deponie Gamsenried bei Brig die krebserregende Substanz Benzidin nachgewiesen worden. Die Firma Lonza hatte dort zwischen 1918 und 1978 giftige Abfälle deponiert.

Nach Angaben von Lonza entstand das Benzidin vermutlich als Nebenprodukt bei der chemischen Produktion. 2011 wurde die Deponie mit insgesamt rund 1,5 Millionen Kubikmetern chemischen Produktionsrückständen geschlossen.

Die Lonza hatte Ende 2021 festgehalten, dass die Sanierung etappenweise erfolge. Diese werde frühestens 2023-2024 beginnen und mehrere Jahrzehnte dauern. Das Bundesamt für Umwelt habe diese Dauer zur Kenntnis genommen. Der Konzern hat für die erste Phase der Sanierung 285 Millionen Franken zurückgestellt. Er geht davon aus, dass der Betrag den Grossteil der gesamten Sanierungskosten abdecken wird.

(AWP)