Bei den 66'000 geimpften Menschen handle es sich um eine erste Schätzung, sagte Nora Kronig, Vizedirektorin im Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Leiterin Abteilung Internationales, am Donnerstag in Bern vor den Bundeshausmedien. Einige Kantone, darunter namentlich das Tessin, schienen sehr aktiv zu sein bei der Umsetzung des Impfprogrammes. Detailliertere Zahlen, die auch nach Kanton aufgeschlüsselt sind, kündigte Kronig für die kommende Woche an.

Am Mittwoch hatte die Schweiz die 200'000 ersten Impfdosen des US-Herstellers Moderna erhalten. Zusammen mit den Dosen des Herstellers Pfizer/Biontech hat die Schweiz im Januar fast eine halbe Million Impfdosen zur Verfügung.

An gleicher Stelle verteidigte die wissenschaftliche Taskforce des Bundes am Donnerstag die deutliche Verschärfung der Massnahmen durch den Bundesrat auch aus wirtschaftlicher Sicht. Die Massnahmen bedeuteten zwar grosse wirtschaftliche Einschnitte, sie verhinderten aber noch grössere Eingriffe in die Wirtschaftsfreiheit, sagte Taskforce-Vizepräsidentin Monika Bütler. Zudem seien die Massnahmen zeitlich beschränkt.

Wichtig seien die gleichzeitig beschlossenen Kompensationsmassnahmen für die Wirtschaftsbranchen. "Viele sind nahe dem Ruin." Die Schweiz könne es sich leisten, nicht nur zu sparen, sondern Betroffene auch zu versichern.

Zwei bis fünf Prozent sind Mutationen

Zwei bis fünf Prozent der sequenzierten Proben des Coronavirus in der Schweiz gehören laut Taskforce-Präsident Martin Ackermann derzeit zur mutierten Variante. Ohne einschneidende Massnahmen sei die Gefahr auch in der Schweiz gross, dass sich die Ausbreitung jede Woche verdopple. Schon im Februar könnten mehr Ansteckungen auf die mutierten als auf die bisherigen Varianten fallen.

Die Schweiz habe indes die Möglichkeit, den Pfad, wie ihn Grossbritannien erlebe, frühzeitig zu verlassen. Dafür müsse jedoch die Gesamtzahl der Ansteckungen rasch gesenkt und die Kontakte müssten auf ein absolutes Minimum beschränkt werden.

Die Virulenz der Mutationen manifestierte sich namentlich in einem Tessiner Altersheim in Balerna. Dort hat die britische Mutation zu einem grösseren Coronavirus-Ausbruch geführt. Innert kürzester Zeit steckten sich zahlreiche Bewohner und Mitarbeiter an.

Das BAG hatte am Donnerstag Kenntnis von insgesamt 160 Fällen der ansteckenderen mutierten Virusvarianten in der Schweiz. Davon konnten 120 bereits sicher zugeordnet werden. Die grosse Mehrzahl entfiel auf die Variante aus Grossbritannien.

Massentests in Graubünden

Der Kanton Graubünden beschloss, dass Personen, die zweimal gegen das Coronavirus geimpft sind oder bereits einmal mit dem Virus infiziert waren, nicht mehr in Quarantäne müssen, auch wenn sie aus einem Risikogebiet einreisen. Für Reisende aus Grossbritannien und Südafrika gilt diese Praxis allerdings nicht.

Graubünden setzt im Kampf gegen die Corona-Pandemie zudem auf Massentests in Schulen und Betrieben. Die durchgeführten Pilotprojekte im Engadin und in drei Südtälern zeigten laut Regierungsangaben auf, dass wiederholtes Testen ein geeignetes Mittel ist, um Übertragungsketten des Coronavirus frühzeitig zu unterbrechen. In den neun Testzentren soll auch geimpft werden können

2474 neue Ansteckungen

Das BAG meldete am Donnerstag 2474 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Gleichzeitig registrierte es 53 neue Todesfälle und 106 Spitaleintritte. Am Donnerstag der vergangenen Woche wurden 3975 neue Fälle, 75 Todesfälle und 196 Spitaleintritte vermeldet.

Bei den Spitaleintritten und Todesfällen hat sich die Lage in den vergangenen Tagen etwas entspannt. In den Spitälern waren 72 Prozent der Intensivpflegeplätze belegt, 36 Prozent davon von Covid-Patienten.

In der Woche vom 4. bis 10. Januar gab es laut neuestem epidemiologischem Bericht des BAG 6,2 Prozent weniger Neuansteckungen, obwohl die Zahl der Tests um über elf Prozent stieg.

(AWP)