Am frühen Montagmorgen erreichte der Eurocity 1288 dann den Hauptbahnhof in München. Zahlreiche Passagiere - vereinzelt mit Gesichtsmasken - verliessen den Zug. Der Brenner ist die wichtigste Bahnstrecke von Italien nach Deutschland.

Das österreichische Innenministerium teilte mit, bei allen Passagieren, die in Österreich aussteigen, würden Identitätsfeststellungen vorgenommen. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte auf dpa-Nachfrage, er gehe nicht von einer Registrierung der Passagiere aus dem Zug in Deutschland aus. Die Aussteigenden dürften nach seinem Wissen den Bahnhof ohne Einschränkung verlassen. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass der Zugverkehr mit Italien an diesem Montag wieder planmässig verläuft.

Am Sonntag hatte die italienische staatliche Eisenbahngesellschaft die staatliche österreichische Eisenbahngesellschaft ÖBB über die möglichen Fälle informiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt war ein Teil des Zuges isoliert worden. Die österreichischen Behörden bestanden darauf, dass zwei Ärzte an Bord gehen. Die Bahnpassagiere - die meisten aus Deutschland und Österreich - wurden während der Wartezeit von den ÖBB verpflegt.

Von der zeitweisen Sperre des Zugverkehrs über den Brenner war auch ein Fernzug von Nizza nach Moskau betroffen. Er wurde laut ÖBB über eine andere Route umgeleitet. Ein Regionalexpress aus Österreich in Richtung Italien kehrte am Abend um.

Ungeachtet der Probleme im Zugverkehr stand das öffentliche Leben in vielen Gegenden in Norditalien wegen des Coronavirus-Ausbruchs praktisch still. Die Zahl der Infizierten lag am Sonntagabend bei mehr als 150, damit ist Italien das Land mit der höchsten Zahl an bestätigten Erkrankten in Europa. Die meisten kamen aus der Lombardei, wo zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt wurden. Sie liegen in der Nähe von Mailand, der zweitgrössten Stadt Italiens und dem Finanzzentrum des Landes. In Venetien wurde die Gemeinde Vo abgeriegelt. Schulen, Universitäten und Museen bleiben geschlossen. Auch der Karneval von Venedig, der bis Dienstag gehen sollte, wurde vorzeitig beendet. Drei infizierte Menschen kamen bisher in Italien ums Leben.

Unter den Menschen ging die Angst um. Medien zeigten Fotos von Supermärkten in Mailand mit leer geräumten Regalen und langen Schlangen an den Kassen.

Zahlreiche Sehenswürdigkeiten bleiben zu. Der Mailänder Dom sollte zum Beispiel als Vorsichtsmassnahme für Touristen bis mindestens Dienstag geschlossen bleiben. In Kirchen in der Lombardei und in Venetien fielen Gottesdienste aus. Auch die Hafenstadt Triest beschloss am Sonntagabend eine Reihe von Sicherheitsmassnahmen.

Öffentliche Verkehrsmittel wurden eigens desinfiziert. Der Ausbruch traf auch die Mailänder Modewelt. Das Modehaus Giorgio Armani habe entschieden, die Büros und die Produktionsstätten an mehreren Standorten sieben Tage zu schliessen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Armani-Show auf der Mailänder Modewoche war ausschliesslich online zu sehen. Die Modekammer gab bekannt, dass auch die beiden letzten, für den Montag angesetzten Shows der Fashion Week ausschliesslich im Stream zu sehen sein sollen./fd/DP/zb

(AWP)