"Unsere Ärzte bekommen mehr Geld, wenn jemand an Covid stirbt", sagte der Republikaner am Freitag (Ortszeit) bei einer Veranstaltung im Bundesstaat Michigan und unterstellte ihnen damit indirekt, ein Interesse an der Ausweisung von Corona-Todesfällen zu haben. Experten wiesen allerdings darauf hin, dass diese Behauptung nicht zutreffe. In den USA waren am Freitag erstmals mehr als 100'000 Ansteckungen mit dem Virus an einem Tag registriert worden.

Trump hat die Gesundheitskrise monatelang heruntergespielt und seinen Anhängern in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt, dass das Land "die Wende" in der Corona-Krise vollziehe. Am Freitag versprach er einen Impfstoff gegen die Seuche und eine rasche wirtschaftliche Erholung.

In Minnesota sagte sein Herausforderer Joe Biden, Trump habe im Kampf gegen das Virus "aufgegeben". Der Amtsinhaber solle nicht das medizinische Personal angreifen, das die Opfer der Pandemie behandele. "Im Gegensatz zu Donald Trump werden wir vor diesem Virus nicht kapitulieren", sagte der Demokrat. Er warnte angesichts steigender Neuinfektionen vor einem "dunklen Winter". Biden will am Samstag zusammen mit Ex-Präsident Barack Obama im Bundesstaat Michigan auftreten, Trump plant eine Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania.

Die Pandemie hat bislang mehr als 229'000 Menschen in den Vereinigten Staaten das Leben gekostet und Millionen Jobs vernichtet. Inmitten der Gesundheitskrise wählen die Amerikaner an diesem Dienstag ihren Präsidenten. Biden führt in einer landesweiten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Instituts Ipsos mit 52 Prozent, während Trump auf 42 Prozent kommt. In vielen wahlentscheidenden Bundesstaaten wie Florida und Texas zeichnet sich allerdings ein knapper Ausgang ab.

Rekordverdächtige Wahlbeteiligung erwartet

Experten rechnen mit einer rekordverdächtigen Wahlbeteiligung. Mindestens 86 Millionen Amerikaner haben nach Erkenntnissen der Universität Florida bereits ihre Stimme persönlich oder per Post abgegeben. Das entspricht 63 Prozent der Beteiligung an der Präsidentenwahl 2016. Trump hat wiederholt behauptet, die Briefwahl sei anfällig für Betrug und gefordert, nur die am Wahltag gezählten Stimmen sollten berücksichtigt werden. Vertreter mehrerer Bundesstaaten haben jedoch angekündigt, die Auszählung der Briefwahl-Stimmen könne Tage in Anspruch nehmen. Kritiker werfen Trump ein wahltaktisches Manöver vor, da davon ausgegangen wird, dass Briefwähler mehrheitlich zu Biden tendieren.

Sicherheitskräfte haben mit Vorbereitungen auf eine Reihe möglicher Zwischenfälle nach der Wahl begonnen. Dazu gehören spontane Gewaltausbrüche oder geplante Attacken. In der Innenstadt von Washington errichteten Arbeiter Barrikaden zum Schutz des Weissen Hauses.

(Reuters)