Angesichts der Lockdowns arbeitet die Wirtschaft der Region auf etwa 95 Prozent des Niveaus vor der Pandemie, was laut Berechnungen von Bloomberg Economics einem Produktionsausfall von etwa 12 Milliarden Euro pro Woche entspricht. Die EU hat mit den Impfungen erst Wochen nach anderen Ländern begonnen und macht langsamere Fortschritte.

Sollte die EU nicht aufholen, wird sie an den Lockdowns oder ähnlichen Beschränkungen festhalten müssen, während andere grosse Volkswirtschaften bereits wieder zur Normalität zurückkehren. Eine Verzögerung von ein bis zwei Monaten käme Einbussen von 50 bis 100 Milliarden Euro gleich.

"Jede Woche, um die der Lockdown verlängert werden muss, weil die Bevölkerung nicht geimpft und gefährdet ist, bedeutet erhebliche wirtschaftliche Kosten", sagte Guntram Wolff, Direktor der Denkschmiede Bruegel in Brüssel. "Diese Kosten sind viel höher als die Kosten der Impfungen selbst."

Bisher hat die EU laut dem Bloomberg Vaccine Tracker nur 3,6 Dosen pro 100 Personen verabreicht, weit hinter Grossbritannien und den USA mit 17,2 beziehungsweise 11,7. In der Schweiz sind es mit 4,3 nur geringfügig mehr als in der EU.

Die EU setzt auf das zweite Quartal

Die EU rechnet mit einem Anstieg der Impfstoffversorgung im zweiten Quartal und plant weiterhin, bis zum Sommer 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung immunisiert zu haben. Bei diesem Niveau könnten die Regierungen einen Grossteil der Beschränkungen aufheben, die zur Schliessung von Geschäften und Restaurants sowie dem Stopp des privaten Reiseverkehrs geführt haben.

Die Allianz SE schätzt jedoch, dass die Länder bei der Erreichung dieses Ziels fünf Wochen im Rückstand sind und die Impfungen sechs Mal so schnell durchgeführt werden müssen, um dies aufzuholen. Die Auswirkungen dieses Rückstands dürften im Laufe des Jahres mit 90 Milliarden Euro zu Buche schlagen.

"In der Impfstoff-Wirtschaft gibt es nur Schwarz oder Weiss: Volkswirtschaften, die das Rennen zuerst beenden, werden in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 mit starken positiven Multiplikatoreffekten belohnt, die den Konsum und die Investitionstätigkeit kräftig ankurbeln", schrieben Ökonomen um Ludovic Subran in einem Bericht. "Impfnachzügler werden im Krisenmodus stecken bleiben und mit erheblichen Kosten zu kämpfen haben - sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer Hinsicht."

Jede zusätzliche Woche, in der die Wirtschaft Beschränkungen unterliegt, erhöht auch das Risiko, dass Unternehmen, die im letzten Jahr ihre finanziellen Puffer aufgebraucht haben, Insolvenz anmelden müssen. Dies würde die Arbeitslosigkeit erhöhen und die Aussicht auf eine rasche Erholung untergraben.

(Bloomberg/cash)