In China selbst sieht die nationale Gesundheitskommission den Kampf gegen die Lungenkrankheit in einer "kritischen Phase". Sprecher Mi Feng sagte am Mittwoch in Peking, die eingeleiteten drastischen Massnahmen seien "der einzige Weg, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern". Auch die Isolation - von Erkrankten, Verdachtsfällen oder Risikopersonen - sei effektiv.

Während es ausserhalb der Volksrepublik etwas mehr als 80 nachgewiesene Infektionen gibt, ist die Zahl der bekannten Infektionen innerhalb des Landes auf 6078 gestiegen. Dabei werden laut Staatsfernsehen 25 Fälle in Hongkong, Taiwan und Macao mitgerechnet, weil Peking diese Territorien als Teil der Volksrepublik ansieht.

Von den Infizierten wurden 115 wieder als geheilt aus dem Spital entlassen. Besonders ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen leiden unter der Lungenkrankheit. Die Epidemie wird nach Einschätzung eines führenden chinesischen Lungenexperten erst in sieben bis zehn Tagen einen Höhepunkt erreichen.

Wie der Chef des Expertenteams im Kampf gegen das Virus, Zhong Nanshan, der Nachrichtenagentur Xinhua sagte, sind "frühe Entdeckung und frühe Isolation" entscheidend, um das Virus in den Griff zu bekommen. Die Entwicklung eines Impfstoffes wird aus seiner Sicht noch drei bis vier Monate oder länger dauern.

Virus im Labor nachgezüchtet

Nach Angaben des Peter Doherty Instituts für Infektionen und Immunität in Melbourne haben australische Wissenschaftler das Virus inzwischen im Labor nachgezüchtet. Nunmehr könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden.

Besonders betroffen ist die Millionenstadt Wuhan und die umliegende Provinz Hubei. Rund 45 Millionen Menschen wurden dort weitgehend abgeschottet; Flüge sowie der Nah- und Fernverkehr wurden ausgesetzt.

Erstmals sind innerhalb Chinas auch andere Staatsangehörige erkrankt. Ausserhalb der Volksrepublik gibt es unter anderem in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, den USA, Australien und auch Südkorea Erkrankte mit dem Virus 2019-nCoV. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) meldeten am Mittwoch die ersten bestätigten Virusfälle.

In Europa wurden in Deutschland und Frankreich je vier Fälle bestätigt. Am Mittwoch kam ein Fall in Finnland hinzu. In der Schweiz wurden bis am Mittwoch rund 50 Verdachtsfälle abgeklärt. Von den Getesteten war keine Person mit dem Virus infiziert, wie das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage sagte.

Die meisten ausserhalb von China erkrankten Menschen waren vorher in der Volksrepublik. Allerdings gibt es zunehmend Fälle, bei denen sich Menschen in ihrem Land bei Reiserückkehrern aus China angesteckt haben. Die Regierung in Peking hat ihren Staatsbürgern geraten, Reisen ins Ausland vorerst zu verschieben.

Ausländer werden ausgeflogen

Andere Staaten wie Indien warnten vor Reisen in das Land der Mitte. In der Ukraine sollen die Direktflüge in das ostasiatische Land eingestellt werden. In Kasachstan entschieden die Behörden, den Bus- und Zugverkehr zum Nachbarland China einzustellen.

Zudem solle es auch keine Direktflüge mehr von und nach China geben, teilte die Regierung des zentralasiatischen Landes mit. Wichtige Sportveranstaltungen wurden verschoben oder abgesagt.

Derweil haben die USA und Japan damit begonnen, Landsleute aus der Krisenregion zurückzuholen. Auch rund 90 Deutsche und ihre Angehörigen sollen "in den nächsten Tagen" aus der Region Wuhan ausgeflogen werden. Sie sollen nach ihrer Ankunft in Frankfurt zunächst in Quarantäne kommen.

Nach Angaben des EU-Kommissars für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, wollen rund 600 EU-Bürger Wuhan so schnell wie möglich verlassen. Die italienische Regierung schickt am Donnerstag einen ersten Flieger nach Wuhan, um Landsleute aus der besonders betroffenen Zone zu holen.

Auch mehrere Schweizer Bürger möchten aus der Region ausgeflogen werden. Das Aussendepartement (EDA) steht in Kontakt mit anderen Staaten, um dies zu ermöglichen, wie es am Mittwoch auf Anfrage mitteilte.

Lufthansa und Swiss stoppen Flüge nach China

Derweil gab es an Bord einer Lufthansa-Maschine von Frankfurt nach Nanjing einen Verdachtsfall. Die Crew wurde nach einer medizinischen Untersuchung nach Deutschland zurückgeschickt.

Wenige Stunden später verkündete Europas grösste Fluggesellschaft samt ihren Töchtern Swiss und Austrian, ebenso wie die Konkurrentin British Airways und anderen Fluggesellschaften China nicht mehr anzufliegen. Andere internationale Firmen kündigten an, vorübergehend ihre Standorte in China zu schliessen oder zumindest transkontinentale Dienstreisen auszusetzen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berief für Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss ein. Dieser berät die WHO in der Frage, ob eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen werden soll. Damit verbunden sind konkrete Empfehlungen, wie alle Länder der Welt einer weiteren Ausbreitung vorbeugen können.

Nach wie vor hätten die meisten Menschen milde Symptome, sagte WHO-Notfallkoordinator Michael Ryan am Mittwoch in Genf. Nach wie vor werde das Virus durch infektiösen Tröpfchen übertragen. "Die Übertragungskette kann immer noch unterbrochen werden", sagte Ryan. Das sei mit sorgfältiger Hygiene - etwa Händewaschen, und der Isolierung von Infizierten möglich.

(AWP)