Für die teilweise Übernahme der Haftung zahle die EU im Gegenzug einen niedrigeren Preis, sagte ein EU-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Der französische Arzneimittelhersteller Sanofi, von dem sich die EU wie auch von AstraZeneca vorab Hunderte Millionen Impfstoffdosen gesichert hat, hat dagegen keinen Haftungsausschluss erhalten, da sein Mittel mehr kostet.

"Wenn ein Unternehmen einen höheren Preis verlangt, geben wir nicht die gleichen Konditionen", sagte der EU-Vertreter, der an den Gesprächen beteiligt war. Mit AstraZeneca habe man einen Preis von 2,50 Euro pro Dosis ausgehandelt, während man sich mit Sanofi auf einen Preis von rund zehn Euro geeinigt habe. Im Rahmen des Deals mit AstraZeneca müsse das britische Unternehmen die Rechtskosten nur bis zu einer bestimmten Schwelle zahlen. Zu der Obergrenze und darüber, wie die Kosten unter den einzelnen EU-Ländern aufgeteilt würden, wollte sich der Insider aber nicht äussern. Der finanzielle Schutz decke sowohl die Rechtskosten als auch die potenzielle Entschädigung ab.

Sprecher von AstraZeneca, Sanofi und der EU-Kommission wollten sich nicht dazu äussern. Ein AstraZeneca-Sprecher sagte mit Blick auf den vergleichsweise niedrigen Preis nur, das Unternehmen wolle seinen Impfstoff breit zur Verfügung stellen und während der Pandemie damit keine Gewinne einstreichen. Ein Kommissionssprecher hatte kürzlich gesagt, die Vorkaufsvereinbarungen mit den Unternehmen sähen vor, dass die Mitgliedsstaaten den Hersteller für bestimmte Haftungen entschädigten, die unter bestimmten und strengen Bedingungen stünden. "Die Haftung verbleibt jedoch weiter bei den Unternehmen."

Bislang ist in der Europäischen Union noch kein Corona-Impfstoff zugelassen. Von AstraZeneca hat sich die EU vorab bis zu 400 Millionen Dosen seines Impfstoffkandidaten gesichert, von Sanofi und seinem Partner GlaxoSmithKline bis zu 300 Millionen Dosen. Mit einer Reihe von Herstellern, darunter auch den deutschen Firmen CureVac und BioNTech, wurden Sondierungsgespräche abgeschlossen.

Bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff drücken die Hersteller in nie dagewesener Form aufs Tempo und verkürzen die sonst jahrelange Entwicklung auf Monate. Das hatte Sorgen vor Nebenwirkungen geschürt. Die Klärung möglicher Schadenersatzansprüche ist deshalb einer zentraler Punkt bei den Verhandlungen über Lieferabkommen.

(Reuters)