Die epidemiologische Lage in der Schweiz sei beunruhigend, stellte Gesundheitsminister Alain Berset am Freitag vor den Medien fest. In der ganzen Schweiz würden die Fallzahlen zwar sinken, in einigen Kantonen jedoch stagnierten die Zahlen oder stiegen gar an. Die Situation in den Spitälern sei noch immer sehr angespannt.

Gemäss den Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sind seit Anfang November erstmals die gemeldeten Coronavirus-Ansteckungen im Tagesvergleich zur Vorwoche wieder gestiegen. Das BAG registrierte für die Schweiz und in Liechtenstein am Freitag innerhalb von 24 Stunden 4382 neue Fälle.

Am Freitag vor einer Woche waren dem BAG 4312 Fällen gemeldet worden. Letztmals angestiegen war die Zahl im Wochenvergleich vor einem Monat. Gleichzeitig registrierte das BAG 101 neue Todesfälle und 199 Spitaleintritte.

Keine dritte Welle

Der Bundesrat wolle eine dritte Welle verhindern, sagte Berset. Der Schweizer Weg sei kein einfacher Weg. Er brauche Eigenverantwortung und Vernunft von allen Seiten. Der Bundesrat habe auch die Möglichkeit, für einzelne Kantone Massnahmen zu ergreifen, falls diese nicht von sich aus handelten. In keinem Kantone dürfe es einen R-Wert über 1 geben.

Der Bundesrat empfiehlt Homeoffice und die Kontakte vor Weihnachten auf ein Minimum zu beschränken. Reduziert wird ab 9. Dezember die Zahl der Personen, die sich gleichzeitig in einem Laden aufhalten dürfen. In grösseren Läden müssen pro Person statt wie heute vier Quadratmeter neu zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Das Skifahren soll laut Bundesrat weiterhin möglich sein, auch die Kapazitäten werden nicht eingeschränkt. Im Vorfeld hatten vom Bundesrat geplanten Kapazitätsbeschränkungen zu Diskussionen geführt. So verabschiedete der Nationalrat am Donnerstag eine Erklärung zu den Skigebieten. Darin wurde der Bundesrat aufgefordert, möglichst auf Kapazitätseinschränkungen zu verzichten.

"Wir haben keinen Druck von Nachbarländern auf die Schweiz gespürt", betonte Berset. Er habe Verständnis für die umliegenden Ländern, in denen die Skigebiete geschlossen seien. Die Schweiz sei aber ein souveränes Land.

Kantonale Bewilligung für Skigebiete

Die Skigebiete müssen strenge Schutzkonzepte vorlegen und brauchen ab dem 22. Dezember eine Bewilligung des Kantons. Der Kanton darf die Bewilligung nur erteilen, wenn es die Kapazität der Spitäler erlaubt, die Corona-Tests normal durchgeführt werden können und das Contact Tracing des Kantons funktioniert. Für die Skifahrerinnen und Skifahrer gilt auf allen Bahnen und beim Anstehen Maskenpflicht.

Eine komplette Schliessung der Skigebiete müsse mit allen Mitteln verhindert werden, hatte am Freitagmorgen der Bündner Regierungspräsident Christian Rathgeb betont. Die Wintersaison sei elementar für den Kanton.

Im Gegensatz zum Bundesrat entschied die Bündner Regierung, alle Restaurants im Kanton auch in den Skigebieten bis 18. Dezember zu schliessen. Positiv sei, dass der Bundesrat von einer Kapazitätsbegrenzung in den Skigebieten abgesehen habe, sagte der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff in einer Reaktion auf die Aussagen von Berset.

Etwas problematischer ist seiner Ansicht nach die nicht mehr erlaubte volle Auslastung respektive die Beschränkung der Transportbahnen in den Skigebieten auf zwei Drittel ihrer Plätze. Das verlagere das Problem einfach in die Warteräume, sagte Caduff.

Im Kanton Jura werden hingegen wie angekündigt die Corona-Schutzmassnahmen ab 10. Dezember gelockert. So dürfen Restaurants, Cafés, Bars und Museen dann definitiv wieder geöffnet werden. Allerdings gelten strenge Öffnungszeiten: Bereits um 18.30 Uhr müssen Betriebe ohne Küche wieder schliessen.

Ob die Restaurants im Kanton Genf wie in anderen Westschweizer Kantonen auch am 10. Dezember wieder geöffnet werden können, will die Kantonsregierung voraussichtlich am nächsten Mittwoch entscheiden. Nach einem vorübergehend starken Rückgang sinkt die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle im Kanton nämlich zurzeit nicht mehr.

Quarantäneliste erweitert

Die Schweiz hat zudem ihre Quarantäneliste wieder erweitert. Ab Mitte Dezember müssen Personen aus 15 Ländern - darunter die USA, Portugal oder Serbien - für zehn Tage in Isolation, wenn sie in die Schweiz einreisen.

Auch einige Regionen aus den Nachbarländern Italien und Österreich sind wieder auf der Liste gelandet: Dazu gehören die Emilia Romagna, Friaul-Julisch Venetien und Venetien in Italien sowie Kärnten und die Steiermark in Österreich.

(AWP)