In der gegenwärtigen Lage machten weder die Isolations- noch die Quarantänepflicht Sinn, schrieb die SVP am Mittwoch in einer Mitteilung. Dies, weil die Omikron-Variante zwar ansteckender sei, die Krankheitsverläufe aber in der Regel milder, und da die Dunkelziffer hoch sein dürfte.
"Das staatlich verordnete Fernbleiben vom Arbeitsplatz droht Wirtschaft und Gesellschaft lahmzulegen", argumentierte die Partei. Es sei aus Sicht der SVP an der Zeit, Corona "wie eine normale Grippe zu behandeln".
"Opfer werden in Kauf genommen"
Auch von den Grünen gab es nach den Entscheiden des Bundesrates Grundsatzkritik. Parteipräsident Balthasar Glättli warf der Landesregierung vor, auf dem Weg in die endemische Phase Opfer billigend in Kauf zu nehmen.
Glättli schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einer Hochrisiko-Strategie, was Todesfälle, Erkrankungen mit Langzeitfolgen und eine Überlastung von Infrastruktur und Gesundheitspersonal angehe.
Kritik übten auch die Jusos: Sie versahen einen Tweet mit dem Hashtag #ProfitvorGesundheit. Dass nun einfach die Arbeitsfähigkeit aufrecht erhalten werden solle, während man dem Anstieg der Fallzahlen zusehe, sage einiges über die Prioritätensetzung aus.
SP, Grünliberale und Mitte stehen hinter Bundesratskurs
Unterstützung für den Bundesrat und Gesundheitsminister Alain Berset gibt es dagegen von der Mutterpartei der Juso, der SP: Diese stellt sich grundsätzlich hinter die Entscheide des Bundesrats, wie Mediensprecher Nicolas Haesler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Die Partei begrüsse auch die Konsultation zur Verlängerung der Corona-Schutzmassnahmen bis Ende März.
Grundsätzlich sei die SP für eine wissenschaftlich abgestützte Politik, so Haesler. Dabei sei es gut, wenn der Bundesrat weiterhin den nötigen Handlungsspielraum habe, um auf neue Entwicklungen zu reagieren.
Positiv, jedoch zurückhaltend äusserte sich der Präsident der Grünliberalen, Jürg Grossen. Die kürzere Isolation respektive Quarantäne sei nachvollziehbar, schrieb er auf Twitter. Die Lage bleibe aber kritisch.
Oberstes Ziel bleibe, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, teilte die Mitte-Partei mit. Die Verkürzung der Quarantäne sei "ein gangbarer Mittelweg".
FDP verlangt Ausstiegsstrategie
Die FDP bezeichnete die kürzere Quarantänedauer als Entlastung von Wirtschaft und Gesellschaft. In ihrer Reaktion forderten die Freisinnigen zugleich, die Landesregierung solle endlich ein Szenario für den Ausstieg aus den Corona-Massnahmen vorlegen.
Namentlich wendet sich die FDP gegen die aus ihrer Sicht "starre" Homeoffice-Pflicht - deren Verlängerung bis Ende März der Bundesrat am Mittwoch in die Konsultation gab.
Enttäuschung bei den Wirtschaftsverbänden
Diese Bestimmung nehmen auch die Wirtschaftsverbände ins Visier. "Die Verlängerung der Homeoffice-Pflicht ist nicht zielführend und reine Symbolpolitik", schrieb der Schweizerische Gewerbeverband (SGV). Die Verkürzung der Quarantäne sei hingegen eine sinnvolle Entlastung der Unternehmen. Allerdings sei nicht verständlich, warum sie nicht ganz aufgehoben werde.
Auch der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) fordert nach der Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage weitere Lockerungen. Personen ohne Symptome sollen sich seiner Ansicht nach gar nicht mehr isolieren oder in Quarantäne gehen müssen - und die Homeoffice-Pflicht soll fallen.
Dass aber der Bundesrat die allgemein geltenden Einschränkungen wegen des Coronavirus gleich bis Ende März verlängert habe, sei für die Wirtschaft nicht nachvollziehbar, kritisierte zudem der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse.
(AWP)