Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala rief die Bürger zum Durchhalten auf. "Wir haben begriffen, dass dies ein langer Marathonlauf ist", sagte der Stadtchef. Im ganzen Land wurden am Samstag die Kontrollen verschärft, um Verstösse gegen die Quarantäne-Regeln zu vermeiden.

Alleine in der Lombardei überschritt die Zahl der Todesfälle bereits Freitagabend die Marke von 2500 Menschen. Wie es aus einem Krankenhaus in Brescia hiess, nehme auch die Zahl im jüngeren Alter zu.

In Spanien steigt die Zahl der Coronavirus-Fälle ebenfalls weiter an. Fast 25'000 Infizierte meldete das Gesundheitsministerium - 5000 mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten kletterte um ein Drittel auf mehr als 1300. Besonders heftig betroffen ist die Region Madrid.

Auch im ebenfalls schwer mitgenommenen Iran stieg die Bilanz auf 1556 Tote an. Aus Finnland oder Litauen wurden die ersten Toten im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet.

Gesundheitsdienst in Grossbritannien überlastet

Auch in Grossbritannien spitzt sich die Lage zu. Seit Freitagabend sind Pubs, Kinos, Restaurants und Kultureinrichtungen geschlossen. Mediziner befürchten, dass die Situation noch verheerender als in Italien werden könnte.

Dass immer mehr Infizierte in die Kliniken geliefert werden, macht viele Experten nervös. Denn der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service), der vor allem aus Steuermitteln finanziert wird, ist seit vielen Jahren chronisch unterfinanziert, überlastet und marode. So stehen in Grossbritannien gerade einmal 4000 Beatmungsgeräte für Erwachsene und 900 für Kinder zur Verfügung.

Premierminister Boris Johnson hat nun sogar unter anderem bei Autobauern nachgefragt, ob sie solche Apparaturen herstellen könnten.

In den USA wurden nach neuen Angaben der Johns Hopkins Universität mehr als 16'600 Infektionsfälle gezählt. Nach New York und Kalifornien verhängte auch der Bundesstaat Illinois drastische Massnahmen im Kampf gegen das Virus.

EU-Kommission drängt zu Massnahmen

Die EU-Kommission drängt derweil die Mitgliedsländer zu drastischen Massnahmen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus. "Es ist lebenswichtig, dass die Massnahmen, um soziale Distanz durchzusetzen, früh, entschieden und schnell umgesetzt werden", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der "Welt am Sonntag". Nur so lasse sich die Ausbreitung des Virus verlangsamen und der Druck auf die Gesundheitssysteme reduzieren.

Zugleich rief die EU-Kommissarin die Mitgliedstaaten zu einer besseren Zusammenarbeit in der Krise auf. Die Kommissarin weiss nach eigenen Angaben, "wie schwierig es für Regierungen ist, so weitreichende Entscheidungen für Millionen Menschen zu treffen, deren tägliches Leben und deren Wirtschaft davon beeinflusst wird".

Knapp eine Milliarde Menschen rund um den Globus muss wegen der Coronavirus-Pandemie das Wochenende laut Schätzungen in den eigenen vier Wänden verbringen. Frankreich, Italien, Spanien und andere Länder haben landesweite Ausgangssperren verhängt.

Lage an Grenzen entspannt sich

An den Grenzübergängen verbesserte sich die Situation europaweit, nachdem Grenzschliessungen infolge der Corona-Krise riesige Staus im Reise- und Güterverkehr verursacht hatten. "An einigen Grenzen gibt es aber immer noch Probleme", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Die EU verfolge die Entwicklung auch anhand von Satellitenbildern. Von der Leyen warnte, dass Lastzüge mit wichtiger und verderblicher Fracht feststeckten.

Wegen der Corona-Krise hatten viele Länder der Schengenzone in den vergangenen Tagen die eigentlich längst abgeschafften Kontrollen wieder eingeführt. Ein entschlossenes Vorgehen gegen die Ausbreitung des Virus sei "unabdinglich", sagte von der Leyen. "Aber einige dieser Massnahmen behindern den Grenzverkehr über Gebühr."

(AWP)