Damit wird laut dem am Freitag veröffentlichten Report des Kadervermittlers Guido Schilling der durchschnittliche Geschlechterrichtwert bei den Verwaltungsräten per Ende 2025 problemlos erreicht. Dieser gilt seit 1. Januar und besagt, dass in börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz in den Verwaltungsräten mindestens 30 und in Geschäftsleitungen mindestens 20 Prozent Frauen vertreten sein müssen.

Werden diese Richtwerte nicht eingehalten, ist das Unternehmen verpflichtet, im Geschäftsbericht die Gründe anzugeben und Massnahmen zur Verbesserung darzulegen. Für Verwaltungsräte beginnt diese Berichterstattungspflicht in fünf Jahren.

Zudem habe jeder der 20 SMI-Konzerne mindestens eine Frau im Verwaltungsrat. Diese Unternehmen dürften den Richtwert bereits 2023 erreichen, heisst es im Bericht. Man sei jetzt in der "Bewusstseinsphase", in der die Unternehmen sensibilisiert seien, Frauen in Führungspositionen zu holen, sagte Schilling bei der Präsentation der Ergebnisse am Freitag: "Jetzt werden wir eine konstant positive Entwicklung sehen."

Diverse Teams als Chance

Die Unternehmen hätten nämlich grösstenteils erkannt, dass ein Frauenanteil in den oberen Führungs- und Aufsichtspositionen sich gut auf das Unternehmen auswirke. "Heute sind die Herausforderungen, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, viel vielfältiger und die Strategiezyklen kürzer", erklärte Schilling.

Das fordere die Unternehmen stark. Und diese hätten erkannt, dass divers aufgestellte Teams Themen anders betrachten. "Das Gruppendenken wird aufgebrochen", so Schilling. Zudem attestiere man Frauen eine hohe Innovationskraft und einen besonnenen Umgang mit Risiken.

Weibliche VR haben andere Expertise

Schilling hat in seinem Report erstmals auch die Zusammensetzung von Verwaltungsräten anhand der Expertise ihrer Mitglieder ausgewertet. Es zeigt sich, dass in Verwaltungsräten mehrheitlich Mitglieder mit generellen Management-Kenntnissen oder Branchenexpertise sitzen. 61 Prozent der Verwaltungsräte haben einen sogenannten General-Management-Hintergrund im Kerngeschäft, den Schlüsselmärkten oder den technologischen Herausforderungen. Werden nur die männlichen Verwaltungsratsmitglieder betrachtet, erhöht sich dieser Wert sogar auf 66 Prozent.

Ganz anders bei den Verwaltungsrätinnen: Über die Hälfte von ihnen hat einen sogenannten Governance-Hintergrund, wie Schilling erklärte. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel Anwältinnen oder Wirtschaftsprüferinnen sind oder im Bereich Nachhaltigkeit Erfahrung haben.

(AWP)