Damals hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben und der MEM-Industrie einen Nackenschlag versetzt. Die steile Aufwertung des Frankens verteuerte Schweizer Produkte und liess die Exporte einbrechen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, mussten die Firmen die Preise senken, was auf Ertragslage durchschlug und zahlreichen Firmen rote Zahlen bescherte. Sparmassnahmen führten zum Abbau von weit über 10'000 Stellen.
LEICHTES WACHSTUM DER MEM-INDUSTRIE
Nun rechnen die Ökonomen der Credit Suisse damit, dass die Exporte der MEM-Industrie nach den Rückgängen der beiden letzten Jahre im 2017 wieder leicht ansteigen dürften. Insbesondere die Maschinenindustrie profitiere von der anziehenden Weltwirtschaft, hiess es im CS-Branchenhandbuch, das am Dienstag veröffentlicht wurde.
Die wichtigsten Treiber dieser Erholung seien die solide Konjunktur in den Absatzländern und die Stabilisierung des Frankenkurses. Die positive Dynamik dürfte sich 2017 vermehrt auf kleinere Firmen der MEM-Branche übertragen, auch wenn viele von ihnen die Last der Frankenstärke weiterhin stärker spürten als international breit aufgestellte Grossunternehmen.
Die Anpassungsprozesse seien vielerorts noch nicht abgeschlossen, schrieben die CS-Ökonomen. Deshalb sei auch im neuen Jahr mit dem Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie zu rechnen.
DÜSTERER AUSBLICK FÜR DIE UHRENINDUSTRIE
Weiterhin trist sieht es für die Uhrenindustrie aus. Die CS-Ökonomen rechnen nicht damit, dass der Sektor bereits im laufenden Jahr wieder wächst. Verschiedene Faktoren, die die Uhrenindustrie 2016 belastet hätten, dürften 2017 weiterhin Bestand haben - insbesondere die Unsicherheiten im Tourismus in Europa als Folge der Angst vor Terroranschlägen.
2016 habe die Schweizer Uhrenindustrie mit einem Exporteinbruch von über 10 Prozent ihren grössten Rückschlag seit der Finanzkrise 2009 erlebt. In den meisten Absatzmärkten schwächelte die Nachfrage.
Gründe dafür seien unter anderem die Konjunkturabschwächung in China und weiteren Schwellenländern, der Rückgang des Tourismus in Europa und Hongkong, schrieb die CS. Hinzu komme die Konkurrenz durch so genannte Smartwatches, die mit den Internet vernetzt sind. Diese dürften vor allem mittelteuren Schweizer Uhren zu schaffen machen.
Allerdings sind die Uhrenexporte in absoluten Zahlen immer noch deutlich höher als im Jahr 2010. Damals wurden Schweizer Uhren im Wert von 16,2 Mrd CHF ausgeführt. Dieser Wert wurde 2016 bis im November mit 17,7 Mrd bereits klar übertroffen. Gesamthaft dürften die Uhrenausfuhren 2016 etwa das Niveau von 2011 erreichen, als sie sich auf 19,3 Mrd beliefen.
PHARMABOOM GEHT WEITER
Auf der Sonnenseite des Wirtschaftslebens ist dagegen die Pharmaindustrie. Diese hatte sich bereits Mitte 2015 vom Frankenschock erholt und ist seither die Lokomotive der Schweizer Exporte. So nahmen die Pharmaausfuhren zwischen Januar und Oktober 2016 um über 15% und damit äusserst dynamisch zu, wie die CS feststellte.
Die Branche profitiert von der Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern, dem wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern und dem weltweit besseren Zugang der Menschen zum Gesundheitssystem. Diese treiben die Nachfrage nach Medikamenten und Diagnostik nach oben.
Mit dem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt die Verbreitung chronischer Krankheiten wie beispielsweise Diabetes, Demenz oder Krebs zu. Andererseits entstehen durch technologische Innovationen neue Diagnose- und Behandlungsmethoden.
Hinzu kommen die erwarteten Leitzinserhöhungen in den USA, die der grösste Absatzmarkt für Schweizer Pharmakonzerne sind. Deshalb dürfte sich der Franken gegenüber dem Dollar abschwächen, was die Pharmaexporte in die USA begünstigen sollte. Auch die Medizinaltechnik werde 2017 voraussichtlich von eine robusten weltweiten Nachfrage der Gesundheitsbranche profitieren, schrieben die CS-Ökonomen.
(AWP)