Die EU hat in der Nacht die angekündigten schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft gesetzt. Sie umfassen ein Verbot von Transaktionen der Bank in Bezug auf die hohen russischen Währungsreserven in Euro. Zudem wird das Vermögen der Bank in der EU beschlagnahmt. Hierzu sagten Ökonomen in ersten Reaktionen:

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK:

"Das Einfrieren der Devisenreserven der russischen Zentralbank vermindert die Handlungsfähigkeit des Landes weiter, auch wenn der Westen kein Embargo gegen Rohstoffimporte aus Russland verhängte. Für ein weiteres wirtschaftliches Zurückfallen Russlands spricht auch das bereits am Freitag verhängte westliche Exportverbot für High-Tech-Güter. Die EU-Länder werden ihre Position gegenüber Russland auch dadurch stärken, dass sie ihre Verteidigungsausgaben deutlich anheben; so hat Deutschland eine historische Kehrtwende vollzogen und will von nun an das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erfüllen."

RALF UMLAUF, HELABA:

"Die Kämpfe in der Ukraine setzen sich fort, während der Westen mit weitergehenden Sanktionen reagiert. Auch der Ausschluss russischer Banken vom Zahlungssystem Swift ist beschlossen. Offen ist, wie stark der Einfluss des Krieges und der Sanktionen auf die hiesige Wirtschaft ist und wie die Notenbanken darauf reagieren. Die EZB hat bereits angekündigt, geopolitische Faktoren in ihre Überlegungen einzubeziehen. Dies könnte als erster Hinweis auf eine vorsichtigere Vorgehensweise verstanden werden. Ohnehin hat es die EZB nicht besonders eilig mit der Wende in der Geldpolitik. Dennoch sind die Zinserwartungen bislang nur leicht zurückgegangen."

THOMAS GITZEL, VP BANK:

"Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor. Der Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeutet, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können. Für die EU als gesamtes sind die russischen Verbindlichkeiten überschaubar. Die Forderungen belaufen sich auf rund 75 Milliarden Dollar oder 0,7 Prozent der gesamten Bankforderungen. Die absoluten höchsten Forderungen haben französische, italienische und österreichische Banken. In relativer Betrachtung trifft es den österreichischen Finanzsektor am deutlichsten. Knapp 4 Prozent der ausstehenden Forderungen betreffen dort eine russische Bankenadresse."

(Reuters)