Innert Monatsfrist stieg der Dollar zum Franken vom Jahrestiefstpunkt bei 90,22 Rappen auf ein Sechsmonatshoch bei 95,53 Rappen – eine Verteuerung des "Greenbacks" um 4 Prozent. Die US-Arbeitsmarktzahlen verliehen am Freitag dem Dollar zusätzlichen Schub. Im Februar hat die amerikanische Wirtschaft weit mehr Stellen geschaffen als allgemein erwartet worden war. Und laut Währungsexperten sind die Aussichten auf einen noch stärkeren Dollar günstig.

"In den nächsten drei Monaten erwarten wir einen Kurs bei 96 Rappen pro Dollar", sagt UBS-Währungsexperte Thomas Flury zu cash. Auch die Zürcher Kantonalbank erwartet in den kommenden Wochen einen Dollarkurs bei gut 96 Rappen, schreibt die Bank in einem Marktbericht. Die schwellende Regierungskrise in Italien könnte den Dollar sogar noch weiter nach oben hieven. "Falls sich in Italien die Lage weiter zuspitzt, werden wir die Parität touchieren", so Flury. Letztmals kostete im September 2010 ein Dollar genau einen Franken.

SNB-Interventionen wahrscheinlich

Auf den ersten Blick scheint die Dollarstärke gegenüber dem Franken paradox. Gilt doch der Franken unter Investoren als sicherer Hafen. Zudem stützten die Negativinflation von 0,3 Prozent sowie die soliden Schweizer Konjunkturdaten den Franken.

Die Entwicklung des Dollar-Franken-Wechselkurses hängt von der Entwicklung des Euro zum Dollar ab. Der Grund ist die Anbindung des Frankens an den Euro bei einem Mindestkurs von 1,20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang September 2011. Wird der Euro gegenüber dem Greenback schwächer, schwächt dies auch den Franken. "Bei einem Euro-Dollar-Kurs von 1,20 steigt der Dollar gegenüber dem Franken auf Parität", sagt Flury.

Eine solche Kursentwicklung würde auch die SNB unter Druck setzten. Denn je schwächer der Euro wird, desto näher rückt die Kursuntergrenze wieder in den Fokus. SNB-Präsident Thomas Jordan müsste dann wieder fleissig Euro kaufen, was die Devisenreserven noch mehr anschwellen liesse. Per Ende Jahr betrugen die Devisenreserven der Notenbank 432 Milliarden Franken, die Hälfte davon sind Euroanlagen.

Dollar attraktiver als Euro

Dass der Dollar gegenüber dem Euro weiter an Stärke gewinnen könnte, legt ein Vergleich mit den Konjunkturindikatoren der beiden Volkswirtschaften nahe. Die Arbeitslosenquote in den USA ist weiter rückläufig. Im Februar sank die Quote um 0,2 auf 7,7 Prozent. Die Eurozone – vor allem die Peripherieländer - hingegen vermelden im Monatsrhythmus höhere Arbeitslosenzahlen. Das Wirtschaftswachstum in den USA erholt sich moderat, aber stetig. Europa hingegen schlittert zusehends tiefer in die Rezession. Und auch die Inflationsraten liegen in den USA mit 1,6 Prozent tiefer als in der Eurozone mit 1,8 Prozent. Flurys Fazit: "Für Investoren ist der Dollar die attraktivere Währung als der Euro."

Auch die Longpositionen im US-Dollar-Index (USDX) dominieren bereits seit Jahresbeginn die Shortpositionen. Ende Dezember lag die Positionierung noch bei -12‘947 Kontrakten. Das heisst: Die Marktakteure waren bearish für den Dollar. Der USDX ist eine Kennzahl, welche den Wert des US-Dollars mittels eines Währungskorbs aus sechs Währungen – darunter den Franken - vergleicht.

Dennoch bleibt fraglich, wie lange die Dollarstärke anhalten wird. Denn die US-Notenbank Fed kauft weiter Staatsanleihen von monatlich 45 Milliarden Dollar und setzt den Kauf von Immobilienpapieren in einem monatlichen Volumen von 40 Milliarden Dollar fort. Die Geldschleusen bleiben so lange geöffnet, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent sinkt und die Inflation nicht über 2,5 Prozent steigt.