Oberstes Ziel der EZB sind mittelfristig stabile Preise im Euroraum bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent. Im Währungsraum der 19 Länder sprang die Inflation im März 2022 auf das Rekordniveau von 7,5 Prozent. Auch in Europas grösster Volkswirtschaft Deutschland trieben kräftig steigende Energiepreise die jährliche Teuerungsrate im März über die Sieben-Prozent-Marke: Mit 7,3 Prozent wurde der höchste Stand im wiedervereinigten Deutschland verzeichnet. Mit höheren Zinsen kann steigende Inflation bekämpft werden.

"Auf Dauer sind hohe Inflationsraten Gift für die Stabilität unserer Wirtschaft. Und das nicht nur, weil hohe Raten der Geldentwertung Unternehmen und Konsumenten gleichermassen verunsichern", sagte Sewing. "Es geht auch darum, dass die Politik des billigen Geldes seit Jahren mit schädlichen Umverteilungseffekten einhergeht." Vor allem Menschen mit geringeren Einkommen würden belastet. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können.

Mit jedem Monat wachse die Gefahr, dass sich die Teuerung auf hohem Niveau festsetze, sagte Sewing. "Ich kann deshalb nur davor warnen, dass wir die Politik des billigen Geldes weiter fortsetzen und sich diese Umverteilungseffekte mit all ihren sozialen Auswirkungen noch verstärken." Die EZB hält die Zinsen seit Jahren extrem niedrig. Geschäftsbanken müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Der Leitzins im Euroraum liegt auf dem Rekordtief von null Prozent. Der EZB-Rat kommt am 14. April zu seiner nächsten geldpolitischen Sitzung zusammen./ben/DP/jha

(AWP)